Auf die Rekord-WM folgte der Absturz: Nach dem geplatzten Medaillentraum im abschließenden Männer-Rennen ist der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) erstmals seit 2002 wieder ohne Titel bei Straßen-Weltmeisterschaften geblieben.

Mendrisio. Ein Jahr nach dem glänzenden Auftritt im italienischen Varese (einmal Gold, einmal Silber, dreimal Bronze) blieb die deutsche Mannschaft bei den Titelkämpfen in Mendrisio (Schweiz) mit zwei Bronzemedaillen klar hinter den Erwartungen zurück.

Das Straßenrennen über 262,2 Kilometer, in dem die deutschen Fahrer beim Triumph des 32 Jahre alten Australiers Cadel Evans wie erwartet chancenlos waren, machte das schlechteste Abschneiden einer deutschen Mannschaft seit zwölf Jahren perfekt. Bester Deutscher wurde Fabian Wegmann (Freiburg) als Elfter. "Die letzten Runden waren extrem schnell. Am Schluss musste ich abreißen lassen. Ich hatte Krämpfe", sagte der 29-Jährige.

Zu allem Überfluss sorgten die Verbandsoberen für Verstimmung. Die Meldeaffäre um BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer, der WM-Debütantin Sarah Düster (Wangen) um ihren Start brachte, rief vor allem im Frauen-Lager Frust hervor. "Motivierend war dieser Vorfall nicht gerade. Für Sarah ist das ein Alptraum - da reicht eine einfache Entschuldigung nicht aus", sagte Exweltmeisterin Judith Arndt, die mit Platz vier im Zeitfahren und dem sechsten Rang im Straßenrennen als einzige deutsche Starterin die Erwartungen annähernd erfüllen konnte.

Kritik am Verband war während der Titelkämpfe auch in anderem Zusammenhang laut geworden. Zeitfahrspezialist Bert Grabsch, der diesmal nur auf Rang zehn fuhr, hatte sich wegen der finanziellen Engpässe beim BDR echauffiert. "Vom Verband haben wir angesichts fehlender Sponsoren nicht einmal mehr die sonst üblichen Trainingsanzüge bekommen, stattdessen hat es nur für T-Shirts gereicht. Das verdeutlicht die Misere."