Dass er immerhin mit der nötigen Lockerheit in den größten Kampf seiner Karriere geht, bewies Chris Arreola am Donnerstagnachmittag.

Los Angeles/Hamburg. Beim offiziellen Wiegen für das Duell mit WBC-Weltmeister Vitali Klitschko (38, Ukraine), das RTL in der Nacht zu Sonntag von 4.30 Uhr an live aus dem Staples Center überträgt, stieg der Schwergewichts-Boxprofi mit einer Bleiweste unter dem T-Shirt auf die Waage. 123,4 Kilogramm zeigte diese an. Arreola lachte, lüftete sein T-Shirt, zog die Bleiweste aus und ließ sich "korrekt" wiegen. "Ich wollte ein bisschen Spaß haben", sagte der 28 Jahre alte Herausforderer aus den USA, der mit 113,8 kg auch ohne Bleiweste nur ein Pfund weniger wog als sein neun Zentimeter größerer Gegner Klitschko (2,02 Meter).

Der Spaß, glaubt Luan Krasniqi, dürfte Arreola im Ring allerdings schnell vergehen. Für das Abendblatt hat der 38 Jahre alte Schwergewichtsprofi aus dem Hamburger Universum-Stall, der als RTL-Experte am Ring sitzen wird, die beiden Kämpfer analysiert, und sein Fazit ist eindeutig: "Wenn Vitali sich nicht verletzt, dann hat Arreola keine Chance!" In sieben Kategorien - Schlagstärke, Schnelligkeit, Nehmerfähigkeit, Technik, Mut, Erfahrung und Team in der Ecke - hat Krasniqi die Kontrahenten gegenübergestellt, und in keiner sieht er den US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln vorn. Lediglich der Heimvorteil, für den die Mehrheit der erwarteten 15 000 Fans sorgen soll, spräche für Arreola.

"Vitali boxt seit Jahren in einer Liga, in der Arreola sich noch nie befunden hat", sagt Krasniqi. Die vielfach gerühmte Schlaghärte Arreolas, der in 27 Kämpfen unbesiegt ist und bei zwei Disqualifikationssiegen und einem Punkterfolg 24-mal vorzeitig gewann, sollte Klitschko keine Angst machen. "Vitali hat auch die Schläge von Lennox Lewis weggesteckt", sagt Krasniqi, "außerdem muss Arreola es ja erst mal schaffen, überhaupt an ihn heranzukommen." Dazu jedoch fehle ihm die Beweglichkeit und die Technik. "Arreola ist längst nicht so schnell und technisch stark wie Vitalis letzter Gegner Juan Carlos Gomez, und der hatte auch keine Chance."

Insbesondere der Mangel an Erfahrung werde sich bemerkbar machen, ist sich Krasniqi, der hofft, am 28. November zum Rückkampf gegen seinen Stallkollegen Alexander Dimitrenko antreten zu können, sicher. "Vitali hat die Fähigkeit, die Gegner durch Dauerdruck und eine Vielzahl an harten Schlägen zu zermürben. So etwas hat Arreola noch nie erlebt. Sein einziger namhafter Gegner war Jameel McCline" Zwar werde der Herausforderer, angetrieben von seinen Fans, mutig in den Kampf gehen, "doch spätestens, wenn der erste harte Treffer einschlägt, wird er wissen, auf was er sich eingelassen hat. Ich tippe, dass Vitali innerhalb der ersten sieben Runden durch Knockout gewinnt." Wer zuletzt lacht, lacht eben doch am besten ...