Sebastian Vettel hat mit der schnellsten Runde des Tages das zweite Formel-1-Training zum Großen Preis von Singapur für sich entschieden.

Singapur. Im Lichtermeer von Singapur hat Sebastian Vettel seine Titelrivalen in den Schatten gestellt. Die deutsche Formel-1-Hoffnung fuhr im Freitagstraining auf dem Marina Bay Street Circuit kurz vor Mitternacht in 1:48,650 Minuten die beste Runde des Tages und war damit klar schneller als seine WM-Konkurrenten Jenson Button und Rubens Barrichello im Brawn-Mercedes. „Maximale Attacke“, nannte der Red-Bull-Pilot danach seine Devise. Dem hellwachen Heppenheimer gelang am Hafen der Millionen-Metropole eine perfekte Generalprobe für das Nachtrennen am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Sky), bei dem der WM-Dritte seine wohl allerletzte Chance im fast schon aussichtslosen Titelkampf nutzen will.

Das Brawn-Duo hatte zwar die erste Übungseinheit beherrscht und Vettel auf Platz fünf verwiesen, konnte am späten Abend jedoch das Tempo des Hessen nicht mehr mitgehen. Vettel setzt auf Risiko. Anstatt wie angekündigt seinen gebrauchten Motor zu schonen, um einen drohenden Triebwerkswechsel zu vermeiden, ging der 22-Jährige ans Limit. „Ich werde bis zum Letzten kämpfen“, hatte er schon vorher angekündigt. „Ich fühle mich gut. Es sieht viel besser aus als zuletzt in Monza, deshalb bin ich optimistischer“, erklärte Vettel.

Button, der mit 80 Punkten in der Gesamtwertung 26 Zähler Vorsprung auf den Deutschen hat, musste sich mit der fünftschnellsten Zeit begnügen. Der WM-Zweite Barrichello (66 Punkte) kam nicht über Rang elf hinaus. Doch die „Brawnies“ gaben sich gelassen. „Das Auto fühlt sich ordentlich an, und mit etwas Arbeit heute Nacht sollten wir für das Wochenende gerüstet sein“, erklärte der Brite Button. „Bis jetzt war es eine Menge Spaß“, meinte sein brasilianischer Teamgefährte.

Die zweitbeste Zeit gelang dem spanischen Vorjahressieger Fernando Alonso, der im Renault auf dem 5,067 Kilometer langen Stadtkurs 0,274 Minuten Rückstand hatte. Dritter wurde der Finne Heikki Kovalainen im McLaren-Mercedes (+0,302). „Unsere Basis ist bestimmt nicht schlecht - aber es wird morgen verdammt eng zugehen“, urteilte Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug.

Ein Achtungszeichen setzte Nick Heidfeld, der seinen BMW-Sauber nach Platz 14 am Nachmittag auf Rang vier am Abend steuerte. „Ich fahre sehr gerne hier, die Strecke macht mir unheimlich Spaß, obwohl sie nach wie vor Bodenwellen hat und heute extrem staubig war“, sagte der der Mönchengladbacher. Der Wiesbadener Nico Rosberg wurde im Williams-Toyota Elfter und Siebter. Timo Glock aus Wersau fuhr im Toyota die Ränge 15 und acht ein. Force-India-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) belegte jeweils Platz zwölf.

Beide Trainingseinheiten mussten wegen Unfällen unterbrochen werden. Am Abend verlor der Australier Mark Webber die Kontrolle über seinen Red Bull und musste schon nach 33 Minuten aufgeben. Für eine pikante Note hatte zuvor Romain Grosjean gesorgt. Ein Jahr nach dem fingierten Crash seines Renault-Vorgängers Nelson Piquet Jr. krachte der Franzose in Kurve 14 mit dem Heck seines Boliden in eine Mauer und schoss dann quer über die Strecke in die Begrenzungswand. Grosjean konnte unverletzt aussteigen und trat zu Fuß den Rückweg in die Box an. An der Strecke gab es nach dem Malheur höhnischen Beifall. Renault war erst am Montag wegen des Unfallskandals zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.