Sie stand am Absprungbalken, war bereit zu springen und ließ die Hand ihrer Betreuerin los. Nach einer Sekunde Stille, in der Svenja Rahlf (14) die Menschen auf der Tribüne noch registrierte, sprang sie - 138 Zentimeter.

Hamburg. Der weiteste Sprung in ihrer Altersklasse verhalf Rahlf beim Standweitsprung zu Gold. Sie war überglücklich und strahlte über das ganze Gesicht. Das grandiose Ergebnis komplettierte ein zweiter Platz beim 1500-m-Lauf.

Die von Geburt an blinde Rahlf bestritt für das Hamburger Bildungszentrum für Blinde- und Sehbehinderte ihren ersten Wettkampf - das 1. Special Olympics Leichtathletikfest im Hamburger Stadtpark. Es ist die Vorbereitung auf die National Games 2010 in Bremen. Auf Schritt und Tritt immer mit dabei war ihre Betreuerin Sylvie Schneider, als Vertrauensperson und Orientierungspunkt für Svenja unverzichtbar. Schneider läuft mit Körperkontakt stets nebenher.

Bereits vor den gestrigen Special Olympics war Sport ein wichtiger Bestandteil in Svenja Rahlfs Leben. Angst, etwas Neues zu lernen, hat sie nicht. "Meine Tochter wurde schon von Geburt an ins kalte Wasser geschubst, um ihr die Angst zu nehmen", erklärt ihre Mutter. Und so geht die 14-Jährige mit ihrem Schicksal sehr gut um, da sie nie etwas anderes kennengelernt hat. Ihre Behinderung hält sie auch nicht davon ab, erfolgreich Sport zu treiben.