Erhöhte Belastung und ein negatives Image durch zu viele Doppel-Spieltage verärgern Hamburgs Damen-Bundesligatrainer.

Hamburg. Seit zehn Jahren ist Jens George Trainer der Bundesliga-Hockeydamen des Clubs an der Alster. Er hat sich in dieser Dekade damit abgefunden, dass in seinem Sport nur mit viel Idealismus Erfolge zu realisieren sind. Der 40-Jährige hat gelernt, mit Widrigkeiten klarzukommen. Doch wenn er dieser Tage auf den Spielplan schaut, platzt ihm der Kragen.

"Es ist doch niemandem zu vermitteln, dass wir uns zweimal im Jahr für vier bis sechs Wochen auf eine Halbserie vorbereiten, und diese Halbserie dann an fünf Wochenenden durchgepeitscht wird", schimpft George, dem die Ballung an Doppel-Spieltagen seit langem ein Dorn im Auge ist. Hintergrund: Die Damen spielen die Feld-Bundesliga in einer eingleisigen Zehnergruppe mit Hin- und Rückspiel aus. Saisonstart war am 12. September, die Hinrunde endet am 18. Oktober, bis zum Rückrundenstart am 17. April ist ein halbes Jahr Pause, das Finale wird Mitte Juni ausgetragen. Um innerhalb von fünf Wochen neun Spiele absolvieren zu können, müssen die Teams an vier Wochenenden jeweils sonnabends und sonntags antreten.

Zum einen ist es die gestiegene Belastung, die George und seine drei Hamburger Kollegen - Lars Reinecke von Meister Uhlenhorster HC, Peter Krueger vom Harvestehuder THC und Björn Gerke vom Klipper THC - nun Sturm laufen lässt gegen den Spielmodus. Zwar beschäftigen alle Hamburger Klubs zu den Spielen und teilweise auch im Training Physiotherapeuten, die nach Partien am Sonnabend bis in die Nacht hinein beschäftigt sind, um die Akteurinnen wieder halbwegs fitzukneten. "Trotzdem merkt man, dass das Niveau bei Sonntagsspielen nachlässt", sagt George. "Wir versuchen, sonnabends so früh und sonntags so spät wie möglich zu spielen, um mehr Ruhezeit zu haben", sagt Reinecke. Gerke hat ein weiteres Problem erkannt: "Wenn sich eine Spielerin verletzt, fällt sie häufig für eine gesamte Halbserie aus. Das kann kein Team auf Dauer kompensieren", sagt er.

Auch das Image der Bundesliga leide unter der Termindrängung. "Wen interessiert es denn noch, wenn allein in Hamburg an einem Wochenende sechs Hockey-Bundesligaspiele stattfinden?", fragt George, "das kostet uns Zuschauer." Das Argument, die Doppelspieltage würden aus Kostengründen angesetzt, weil ein Team aus Berlin so beispielsweise zweimal pro Saison die Reisekosten nach Hamburg sparen könne, lässt George nur eingeschränkt gelten. "Am Ende glaube ich, dass wir durch fehlende Zuschauer-Einnahmen und die Ausgaben für die Physios durch die Doppelspieltage nichts einsparen."

Lösungsansätze haben George und seine Kollegen einige. Vor allem der späte Wiedereinstieg nach der Hallenrunde sei ein Fehler. "Wir sind die einzige Nation, die Anfang April zum Feld-Europapokal fährt, ohne ein Punktspiel gespielt zu haben", sagt George. Ein Rückrundenstart Mitte März, glauben die Hamburger Coaches, wäre die einfachste Möglichkeit, den Spielplan wirkungsvoll zu entzerren. George regt darüber hinaus auch eine Neuordnung der Hallenserie an. "Die viergleisige Hallen-Bundesliga ist zu lang und nicht interessant genug. Topnationen wie Spanien und die Niederlande spielen in der Halle in Turnierform den Meister aus. Darüber müssen wir auch nachdenken", sagt er.

Im Winter will der Verband in Absprache mit den Bundesliga-Trainern über eine grundsätzliche Modusänderung diskutieren, da eine Aufstockung der Feld-Bundesliga auf zwölf Teams wie bei den Herren angedacht ist. Der im vorvergangenen Jahr eingeführte Modus in der Herren-Bundesliga, die in einer einfachen Hauptrunde und danach mit einem komplizierten Play-off-System spielt, steht indes auch vor dem Aus. Neue Ideen sind also gefragt. Um diese wenigstens für Hamburg zu koordinieren, trafen sich die Vertreter der Vereine am Montagabend zu einer internen Sitzung. Konkrete Forderungen wurden noch nicht ausgearbeitet, der Verband kann sich jedoch im Winter auf gehörigen Gegenwind einstellen. "So wie jetzt", ist sich George sicher, "darf es nicht weitergehen."