Ein Käsekuchen zu seinem 21. Geburtstag am 23. September - bescheidener hätte der Wunsch des frischgebackenen US-Open-Siegers Juan Martin del Potro kaum ausfallen können, nachdem er sein Idol Roger Federer in der Nacht zu Dienstag im Finale mit 3:6, 7:6 (7:5), 4:6, 7:6 (7:4), 6:2 besiegt hatte.

New York. Und nachdem der Argentinier zusätzlich zu den 1,6 Millionen Dollar Siegprämie noch 250 000 Dollar für Platz drei in der US-Turnierserie und eine Luxus-Karosse vom Sponsor Lexus kassierte, war er vollends überwältigt. "Es ist unglaublich. Das ist die größte Sensation meines Lebens", stammelte del Potro mit rotgeweinten Augen.

Kurz zuvor hatte der aus Tandil stammende del Potro seinen dritten Matchball verwandelt und war zu Boden gesunken. In diesem Augenblick blendete er die Welt um sich herum aus und dachte "an seine Eltern und Freunde, die immer an mich geglaubt haben".

Federer nahm die erste Niederlage im siebten Vergleich mit del Potro erstaunlich gelassen: "Ich hatte ein großartiges Jahr, ich habe zum ersten Mal die French Open und zum sechsten Mal Wimbledon gewonnen, ich habe geheiratet und bin Vater von Zwillingen geworden. Ich habe allen Grund, dem Schicksal dankbar zu sein." Dass die Tennisgötter an diesem Tag gegen ihn und vor allem gegen seinen ersten Aufschlag waren, regte Federer nicht sonderlich auf: "Ich habe alles versucht, es hat nicht gereicht. Ich habe Chancen ausgelassen und bin dafür bestraft worden. So ist Tennis."

In dem vierstündigen Endspiel zeigte del Potro schon viel von dem, was Federer ausmacht. In einem bis dahin ausgeglichenen Match stand der 1,98 m lange Argentinier im vierten Satz urplötzlich mit dem Rücken zur Wand. 5:4 und 30:0 führte Federer bei eigenem Aufschlag, noch zwei Punkte trennten den Maestro vom sechsten US-Open-Titel in Serie, doch mit unbändigem Willen und einer gnadenlosen Vorhand wendete del Potro das Blatt zu seinen Gunsten. Im fünften Satz, in dem der Schweizer Ausnahmespieler eigentlich in engen Matches zu ganz großer Form aufläuft, knickte Federer dann endgültig ein. 62 unerzwungene Fehler leistete er sich im Verlauf der Partie, hinzu kamen elf Doppelfehler und vor allem nur eine 50-Prozent-Quote beim ersten Aufschlag - von seiner Bestform war der 28-Jährige damit meilenweit entfernt.

An del Potros Einstellung änderte das nichts. "Ich hatte in den vergangenen beiden Wochen zwei Ziele", sagte der sichtlich bewegte Champion bei der Siegerehrung: "Dieses Turnier zu gewinnen und so zu werden wie Roger Federer. Das erste Ziel habe ich erreicht, bis zum zweiten ist es noch ein langer Weg." Zu Federer gewandt fügte er an: "Ich muss mich sehr verbessern, um so zu werden wie du. Du bist ein großer Champion, du hast bis zum allerletzten Punkt gekämpft, daran werde ich mich immer erinnern. Wir alle können von dir lernen."

Als erster Spieler überhaupt bezwang der jungenhaft wirkende Argentinier die Superstars Rafael Nadal und Federer innerhalb eines Turniers. Im Halbfinale hatte er den allerdings angeschlagenen Nadal mit 6:2, 6:2, 6:2 gestoppt. Möglich also, dass er mit wachsender Erfahrung auch sein zweites Ziel irgendwann erreichen wird.