Die von Timo Boll angeführten deutschen Tischtennis-Männer greifen erneut nach den Sternen. Durch ein umkämpftes 3:0 im EM-Halbfinale gegen Rumänien steht die deutsche Auswahl als erstes Team seit 17 Jahren vor dem Titel-Hattrick.

Stuttgart. Im Endspiel treffen Boll und Co. heute auf Dänemark, das Österreich 3:1 schlug. Die Frauen haben die Medaille dagegen durch ein 1:3 gegen Polen im Viertelfinale verpasst und spielen heute gegen Weißrussland um Platz fünf.

Die Partie gegen Rumänien begann für Titelverteidiger Deutschland mit einem doppelten Fehlstart. Am Schläger des überraschend an Position eins gesetzten Dimitrij Owtscharow war ein Belag zu dick, erst nach minutenlanger Diskussion hatte er ein Einsehen und griff gegen Adrian Crisan zu seinem Ersatzgerät. Der völlig genervte 21-Jährige geriet prompt mit 0:2 in Rückstand, zeigte jedoch einmal mehr sein Kämpferherz, gewann das Match im fünften Satz und wurde von den 4000 Fans mit Standing Ovations gefeiert. Nach dem Spiel wurde der Belag des Ersatzschlägers als regelkonform getestet. Somit blieb den Deutschen ein Punktabzug erspart.

Auch Boll geriet gegen Constantin Cioti zunächst 0:2 in Rückstand. Der 28-Jährige fing sich jedoch wieder und drehte das Match. Danach besiegelte Christian Süß den umjubelten deutschen Erfolg durch ein 3:0 gegen Andrei Filimon.

In der EM-Geschichte hat bisher nur Rekord-Europameister Schweden je mehr als zwei Titel nacheinander gewonnen. Von 1964 bis 1974 triumphierten die Skandinavier sechsmal, von 1986 bis 1992 viermal in Serie. Timo Boll würde sein insgesamt neuntes EM-Gold gewinnen. Damit würden ihm nur noch zwei Titel zu Schwedens Tischtennis-Idol Jan-Ove Waldner fehlen.

Bei den Frauen flossen dagegen nach dem 1:3 gegen Polen zunächst die Tränen. Erst nach einer Ansprache von Bundestrainer Jörg Bitzigeio fingen sich die Spielerinnen wieder und verließen die Halle erhobenen Hauptes. Mit einem 3:1 gegen Frankreich qualifizierten sie sich schließlich für das Spiel um Platz fünf heute gegen Weißrussland. "Es gibt überhaupt keinen Grund zu schmollen. Wir haben hier vier Tischtennisfeste abgeliefert und die Leute begeistert. Damit haben wir unser Ziel erreicht", sagte Bitzigeio. Kristin Silbereisen hatte Li Qian beim 2:3 lange im Griff, Jiaduo Wu glich gegen Xu Jie durch ein souveränes 3:0 aus. Der Knackpunkt war allerdings das dritte Spiel von Zhenqi Barthel gegen die Paralympics-Siegerin Natalia Partyka. Trotz mehreren Satzbällen im zweiten und dritten Durchgang verlor die 22-Jährige aus Holsterhausen 0:3 gegen die einarmige Polin.