Mit der deutlichen 0:3-Niederlage gegen Krefeld

Hamburg. Eishockey ist im Grundsatz ein einfaches Spiel. Es beginnt mit fünf Feldspielern und einem Torhüter pro Team. Wenn sich ein Feldspieler nicht ordentlich beträgt, erhält er in der Regel eine Zeitstrafe von zwei Minuten. Das ist ein Vorteil für das gegnerische Team, das dann in Überzahl mehr Druck ausüben und Torchancen kreieren kann. So weit die Theorie.

Dass diese mit der Praxis nicht immer übereinstimmt, bewiesen die Hamburg Freezers am Sonntagnachmittag beim 0:3 (0:0, 0:2, 0:1) gegen die Krefeld Pinguine eindrucksvoll. Es wäre falsch, die ernüchternde Pleite, die von den 6592 Fans mit eisigem Schweigen quittiert wurde, lediglich am Versagen im Powerplay festzumachen. Doch was das Team von Paul Gardner in seinen Überzahlsituationen bot, konnte als Sinnbild herangezogen werden für die Schwächen, die verhindern, dass der Tabellenführer der ersten drei Spieltage tatsächlich als Spitzenteam gelten darf. Es fehlten gestern: Inspiration, Leidenschaft, Wille, mentale Frische.

Dabei hatten sich die Pinguine als vorbildlicher Gast präsentiert. Nicht nur, dass sie den Hamburgern fünfmal die Gelegenheit boten, das Spiel mit einem Mann mehr auf dem Eis zu üben, nein, sie erteilten ihnen bei vier eigenen Powerplays auch Anschauungsunterricht darin, wie man in Überzahl Torchancen entweder herausspielt oder erzwingt. Eine davon nutzte Patrick Hager zum 2:0.

"Wir wissen, dass unser Powerplay nicht gut ist", sagte Kapitän Alexander Barta - und untertrieb damit maßlos. Gardner fand da schon ein angemesseneres Adjektiv. "Lausig" seien die Darbietungen gewesen, "wir werden sehr viel Video schauen in den kommenden Tagen", so der Coach. Er sollte nicht vergessen, auch die vielen Szenen einzubauen, in denen sich die Abwehrspieler wie Grünschnäbel ausspielen ließen. Ob Mathieu Biron, ein Zweimeterhüne mit der Beweglichkeit eines Stahltresors, oder Stephan Retzer, der bisweilen erschreckend orientierungslos wirkte - bis auf Neuzugang Peter Ratchuk erreichte kein Verteidiger Normalform. "Das war eine peinliche Vorstellung von uns. Wir haben die Grundlagen vermissen lassen. Vielleicht haben wir geglaubt, dass wir schon ein Topteam sind", schimpfte Ratchuk. "Für die Defensivarbeit sind alle zuständig. Wir müssen jetzt aufwachen, sonst stehen wir schnell wieder da, wo wir nicht mehr hinwollten", meinte Barta.

Zur Entlastung des Teams sollte man anbringen, dass neben Paul Manning, der beim 3:4 nach Verlängerung gegen Berlin am Freitagabend eine Matchstrafe erhalten hatte und möglicherweise länger als ein Spiel gesperrt wird, mit Jere Karalahti auch der zweite Topverteidiger ausfiel. Der Finne hatte daran jedoch erhebliche Mitschuld, sein Check gegen Hager (26.), der von Schiedsrichter Rick Looker mit einer Spieldauerstrafe geahndet wurde, war völlig überflüssig.

Nun sollte man nicht den Fehler machen, nach dem ersten schwachen Spiel alles zu negativ zu sehen. Konstatieren muss man jedoch, dass die Freezers wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind. Wenn Leidenschaft und geistige Frische fehlen, bekommen sie gegen jeden Gegner Probleme. Gardner hatte schon nach dem Spiel gegen Berlin darauf hingewiesen und ärgerte sich gestern umso mehr darüber, dass "die Mannschaft es nicht umsetzen konnte. Ich werfe mir deshalb auch selbst vor, sie nicht gut genug eingestellt zu haben." Schon am Freitag (19.30 Uhr, Color-Line-Arena), im nächsten Heimspiel gegen Augsburg, "werden die Fans eine andere Mannschaft sehen", versprach er. Möglich ist das, denn im Grundsatz ist Eishockey ein einfaches Spiel.

Tore: 0:1 (31:07) Pietta (Blank, Vasiljevs), 0:2 (34:58) Hager (Pavlikovsky, Loyns) 5-4, 0:3 (44:01) Vasiljevs (Stephens, Blank). Strafminuten: 11+20 Karalahti/12. SR: Looker (USA). Z.: 6592.