Nach einem Doppelsieg des neuen Teams dürften dessen Fahrer Rubens Barrichello und Jenson Button das Titelrennen unter sich ausmachen.

Monza. Am Ort seines bisher größten Formel-1-Triumphes ist Sebastian Vettel endgültig aus allen Titelträumen gerissen worden. Ein Jahr nach seinem ersten Sieg verließ der Red-Bull-Pilot diesmal den "Königlichen Park" in Monza als enttäuschter Achter. Ein WM-Pünktchen war an diesem Tag viel zu wenig, da die dominierenden Brawn-Piloten Rubens Barrichello (Brasilien) und Jenson Button (Großbritannien) einen Doppelsieg einfuhren.

"Das war ein Tritt in den Hintern für uns", sagte ein sichtlich frustrierter Vettel. Er habe das unruhige Auto während des Rennens nie unter Kontrolle bekommen: "Irgendwas stimmt nicht, das Auto bricht vorne aus, bricht hinten aus, und da verliert man während eines Rennens halt einen Haufen Zeit." Vettel behauptete mit 54 Zählern zwar den dritten Platz in der WM-Wertung, doch sein Rückstand auf WM-Spitzenreiter Button ist auf 26 Punkte angewachsen. Und bei nur vier ausstehenden Rennen braucht der 22-Jährige schon ein kleines Wunder, wenn er die Wende schaffen will.

Der Titelkampf 2009 wird somit zum teaminternen Brawn-Duell, denn Barrichello liegt nach seinem zweiten Saisonsieg nur noch 14 Punkte hinter Button zurück. Vettels Teamkollege Mark Webber hat sich wohl ebenfalls aus dem Kandidatenkreis verabschiedet. Der Australier schied bereits nach wenigen Metern aus und hat als WM-Vierter schier uneinholbare 28,5 Punkte Rückstand. Platz drei belegte zur Freude der mehr als 100 000 Zuschauer Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen (Finnland). Bester Deutscher war Force-India-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing), der als Zweiter sogar in der ersten Startreihe gestanden hatte, auf Rang vier.

"Ich denke, dass das Auto auch auf den nächsten Strecken gut sein wird. Es macht richtig Spaß, wieder da zu sein und vorne mitzufahren", sagte Sutil. Wie Räikkönen profitierte er von einem Dreher von Lewis Hamilton in der letzten Runde. Der Brite, der im McLaren-Mercedes auf der Poleposition gestanden hatte, verspielte dadurch einen sicheren dritten Platz und ging ganz leer aus. "Das sind halt Sachen, die in einem Rennen passieren", sagte Hamilton: "Ich habe gepusht und gepusht, weil ich näher an Button ranwollte, und dann war ich plötzlich in der Mauer." Nun kann Hamilton auch rein rechnerisch seinen WM-Titel nicht mehr erfolgreich verteidigen. 40 Punkte sind noch zu vergeben, doch der jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten liegt bereits 53 Zähler hinter Button zurück.

Der nächste Grand Prix findet am 27. September ausgerechnet in Singapur statt, zunächst aber muss das Rennen von 2008 in dem Stadtstaat neu aufgerollt werden. Am 21. September müssen die Renault-Verantwortlichen bei einer Anhörung des World Councils der FIA Stellung zu den Vorwürfen ihres ehemaligen Fahrers Nelson Piquet junior nehmen. Piquet hatte in einem Brief an die FIA behauptet, ihm sei von seinem Team befohlen worden, beim Rennen in Singapur vor einem Jahr absichtlich einen Unfall zu verursachen. Dadurch sollte das Rennen zugunsten seines spanischen Teamkollegen Fernando Alonso beeinflusst werden. Sollten Piquets Vorwürfe stimmen, droht Renault der Formel-1-Ausschluss.