Nach Regenchaos, Bauchmuskelzerrung und endlosen Warteschleifen ist Pechvogel Rafael Nadal die Kraft ausgegangen. Der Spanier musste auf dem Weg zu seinem ersten US-Open-Erfolg den Widrigkeiten Tribut zollen und schied am Sonntag im Halbfinale des Tennisturniers in New York gegen Juan Martin del Potro aus - ohne eine reelle Chance gehabt zu haben.

New York. Mit jugendlicher Frische triumphierte der Argentinier 6:2, 6:2, 6:2 und ließ den Topfavoriten bei endlich wieder schönstem Wetter in Flushing Meadows zum dritten Mal schlecht aussehen.

"Er wirkt wie ein geschlagener Mann", sagte Altmeister John McEnroe am TV-Mikrofon über Nadal, der sich mit 350 000 Dollar Preisgeld und der Rückkehr auf Platz zwei der Weltrangliste trösten konnte. Del Potro trifft in seinem ersten Grand-Slam-Endspiel heute als krasser Außenseiter auf Titelverteidiger Roger Federer oder Novak Djokovic. Denn gegen beide Kontrahenten hat der wieder auf Platz fünf der Weltrangliste gerückte del Potro eine katastrophale Bilanz aufzuweisen: Dem fünfmaligen US-Open-Champion aus der Schweiz unterlag er in allen sechs Vergleichen, und auch gegen den Serben ging er in drei Matchs jeweils als Verlierer vom Platz.

Doch del Potro ist in den Tagen von Flushing Meadows mehr als ein Geheimfavorit geworden. Vor allem seine peitschende Vorhand macht es jedem Gegner schwer. Auch Nadal hatte seine liebe Not und fand dagegen nie ein probates Mittel. Wann immer der mehr und mehr erschöpfte Spanier eine Chance zum Break hatte, packte del Porto seinen Paradeschlag aus.

Der fast irreguläre Spielplan bei den US-Regen-Open 2009 tat ein Übriges zur Übermacht des Südamerikaners, der als erster Nicht-Europäer seit den French Open 2004 ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kann. Damals siegte sein Landsmann Gaston Gaudio in Paris. Während Nadal sein Donnerstagnacht unterbrochenes Viertelfinale nach endlosen Warteschleifen erst 36 Stunden später am Sonnabend beenden konnte, hatte del Potro Freizeit - wie übrigens auch Federer und Djokovic, die dem Regen ebenfalls entkamen.

Seiner Bauchmuskelzerrung tat die erzwungene Wartezeit zwar gut, aber Nadals Kraft schwand mehr und mehr, was del Potro gnadenlos zu nutzen wusste. Spielend leicht schickte er seinen Kontrahenten, der von sechs Vergleichen zuvor vier gewonnen hatte, über den Hartplatz des mit 24 166 Zuschauern ausverkauften Arthur-Ashe-Stadions. Dabei war Nadal gewarnt gewesen. Die beiden letzten Duelle bei den Masters-Turnieren in Miami und Montreal hatte der stürmische Argentinier schließlich gewonnen. In der kanadischen Olympiastadt hatte Nadal seine Rückkehr nach zweimonatiger Pause wegen einer Knieverletzung gefeiert und war gleich ins Finale eingezogen.