Es war bitterkalt und regnete, als die unbedachten Worte fielen, die Rike Sager so traurig machten. “Du bist bestimmt froh, dass du nicht trainieren kannst“, sagte eine Mitspielerin. Das Gegenteil war der Fall.

Hamburg. Tatsächlich hätte die erfolgreiche Hockeystürmerin des Harvestehuder THC vieles darum gegeben, endlich wieder mitspielen zu können. Weil Komplikationen auftraten und zwei Nachoperationen nötig wurden, setzte ein Kreuzbandriss die 26-Jährige fast anderthalb Jahre außer Gefecht. "In dieser Zeit habe ich einiges gelernt", meint die amtierende Halleneuropameisterin, "weiß heute vieles mehr zu schätzen. Wenn andere herumjaulen, sage ich: 'Immerhin kannst du laufen!'"

Erst seit August darf die Lehramtsstudentin ihr Knie wieder voll belasten, für Sonnabend plant sie ihr Bundesliga-Comeback. Die HTHC-Damen treten dann zum Saisonauftakt im Lokalderby beim Club an der Alster an (15.30 Uhr, Am Pfeilshof). "Auf Spiele gegen Alster freut man sich immer", erklärt Sager. Wie groß ihre Freude wirklich sein wird, hängt noch von der Stärke der Schmerzen ab, die sie weiterhin plagen. "Richtig optimal ist es immer noch nicht", sagt die Hobbyköchin. "Bis vor kurzem dachte ich, der Körper sei eine Maschine, bei der man ein Teil austauscht und alles wieder funktioniert. Jetzt wurde ich eines Besseren belehrt."

Es gab sogar Zeiten, in denen die Angreiferin, die mit dem HTHC in der Halle schon deutsche Meisterin und Europapokalsiegerin wurde, glaubte, dass aus der erhofften Rückkehr nichts mehr werden würde. Die Freiräume während ihrer erzwungenen Auszeit nutzte sie in diesen schweren Monaten hauptsächlich, um sich mit Freunden zu treffen. "Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man auf einmal abends hat. Das kannte ich gar nicht", sagt die Jüngste von drei Schwestern, die als Single in Hoheluft-Ost wohnt und neben Studium und eigener sportlicher Betätigung noch die B-Mädchen und die 4. Herren des HTHC trainiert. Anders als Bekannte, die freiwillig den Krummstock in die Ecke stellten, kann sie auf zusätzlichen Freiraum aber gut verzichten.

Dafür liebt sie ihren Sport, den sie seit rund 20 Jahren betreibt, einfach viel zu sehr. Während ihrer Verletzungspause verfolgte sie selbstverständlich die meisten Spiele ihres Teams vom Seitenrand, musste dort miterleben, wie Harvestehudes Damen nur knapp am Abstieg in die Zweite Liga vorbeischrammten. So eng soll es in der neuen Saison nicht noch einmal werden. "Wir haben eigentlich einen guten Kader", verdeutlicht Sager, "hoffen natürlich, dass wir auch ein bisschen nach oben schielen dürfen." Sie selbst dürfte bei diesen Ambitionen entscheidender Faktor sein. Sollte ihr Körper mitspielen, wäre sicher auch der eine oder andere traurige Moment schnell vergessen.

Die vier weiteren Hamburger Bundesliga-Teams zeigen ihr Können am Wochenende in der Fremde. Die Damen von UHC und Klipper reisen nach Berlin, die UHC-Männer nach Rüsselsheim. Ein echter Kracher steht gleich zum Auftakt für die Alster-Herren an. Das Team von Trainer Jo Mahn gastiert beim Starensemble von Meister RW Köln.