Selbst eine Fanattacke nach dem Sieg gegen den Franzosen Monfils konnte den Spanier nicht schocken.

New York. Allen stockte der Atem - nur Rafael Nadal nicht. Für die Sicherheitskräfte bei den US Open war es die Schrecksekunde des Turniers. Ein Fan hüpfte nach dem Matchball des Mallorquiners im Achtelfinale gegen Gael Monfils über die Absperrung, schoss ein Foto von seinem Idol und konnte Nadal dann sogar unbehelligt umarmen. Erst dann wurde er geschnappt und verhaftet. Manch einer dachte an das Messerattentat auf Monica Seles im April 1993 am Hamburger Rothenbaum. Der Tennisprofi aus Mallorca aber blieb cool: "Das hat mir nichts ausgemacht. Der Junge war doch nett. Er sagte, dass er mich liebt und hat mir einen Kuss gegeben."

Offenbar gibt es momentan nichts, das den 23-Jährigen aus der Ruhe bringt. Auch ein Satzrückstand nicht wie im Achtelfinale in der Nacht zum Mittwoch New Yorker Zeit gegen den Franzosen Monfils, das er nach 2:45 Stunden 6:7 (3:7), 6:3, 6:1, 6:3 noch souverän gewann.

Vielleicht täuscht der Eindruck auch. Die Spekulationen um hartnäckige Knieprobleme bei Nadal reißen nicht ab - und der vermeintliche Patient schürt die Gerüchte durch beharrliches Schweigen zur Sache. "Ich bin hier, um Tennis zu spielen. Und nicht, um über irgendwelche Verletzungen zu reden", betont er. "Wenn ich etwas haben sollte, sage ich es nach dem Turnier."

Es ist vier Monate her, dass Nadal bei den French Open die Notbremse ziehen musste. Wegen der kaputten Knie verzichtete er sogar auf die Titelverteidigung in Wimbledon. Die Verbände an beiden Knien sind inzwischen weg - aber auch die Probleme? In der dritten Runde wurde Nadal zudem am Bauch behandelt und schwieg ebenso zu den Gründen. Ein Pflaster klebt noch immer unter seinem Shirt.

Vier harte Sätze im zweiten Match gegen Nicolas Kiefer und jetzt wieder vier gegen den an Nummer 13 gesetzten Monfils - ist das mit höllischen Schmerzen möglich? Und kann man, wenn man nicht gesund ist, nach den US Open gleich im Daviscup gegen Israel mitspielen, so wie er es laut Weltverband ITF vorhat? Nach dem Matchball hüpfte Nadal über den Platz und klopfte sich voller Erleichterung an die Brust. "Vamos", brüllte er und: "Ich will die US Open gewinnen."

Der Australian-Open-Sieger ist flink wie eh und je. Nur die Konstanz, Genauigkeit und Dynamik seines Spiels ist nicht endgültig zurück. Trotzdem sollte er der klare Favorit sein, wenn es heute im Viertelfinale gegen den Chilenen Fernando Gonzalez geht, der von den bislang neun Vergleichen nur drei gewinnen konnte. "Er hat eine unglaubliche Vorhand", sagte Nadal, der gegen Monfils kein Ass schlug, sich aber auch keinen Doppelfehler leistete. Gonzalez hatte sich mit 3:6, 6:3, 7:6 (7:3) und 6:4 gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga durchgesetzt.

Nadal konnte sich neben seinem Viertelfinaleinzug auch darüber freuen, den zweiten Platz der Weltrangliste hinter dem Schweizer Roger Federer zurückerobert zu haben. Dies wurde möglich, weil der bislang zweitplatzierte Brite Andy Murray überraschend deutlich mit 5:7, 2:6 und 2:6 gegen den Kroaten Marin Cilic unterlag.

Die große Show wird in New York heute allerdings von Kim Clijsters und Titelverteidigerin Serena Williams erwartet. Der Showdown gilt als vorweggenommenes Endspiel. In welch bestechender Form die beiden Topspielerinnen sind, bewiesen sie im Viertelfinale. "Comeback-Mami" Clijsters, die im Achtelfinale schon Venus Williams ausgeschaltet hatte, ließ der Chinesin Li Na mit 6:2, 6:4 nicht den Hauch einer Chance. Serena Williams düpierte mit einem 6:4, 6:3 die formstarke und an Nummer zehn gesetzte Italienerin Flavia Pennetta und kann nun ihre ältere Schwester rächen.

Sechseinhalb Jahre nach dem letzten von acht Vergleichen, von denen Clijsters alle sieben auf Hartplatz verlor, sind die Karten neu gemischt. "Ich glaube, Kim ist noch schneller geworden als vor ihrem Rücktritt", sagte die Amerikanerin. "Wenn ich mir vorstelle, ich hätte ein Kind bekommen und wäre dadurch noch schneller geworden" - der Rest der Ausführung ging im Lachen der Zuhörer unter.