Rafael Nadal war eine Nummer zu groß. Nicolas Kiefer schied gegen den Spanier aus. Auch Andreas Beck schaffte es nicht in die dritte Runde.

New York. Nach einem fast dreistündigen Spektakel bei seinem «Night Session»-Debüt vor 24.166 begeisterten Zuschauern hatte Nicolas Kiefer den Spaß am Tennis endgültig wiedergefunden. Die Enttäuschung über die Zweitrundenniederlage bei den US Open gegen Rafael Nadal wich schnell der Gewissheit, noch immer mit den Besten der Welt mithalten zu können. «Ich habe wieder Blut geleckt. Das hat Lust auf mehr gemacht, denn es war eines meiner besten Spiele», sagte Kiefer nach dem 0:6, 6:3, 3:6, 4:6 gegen den spanischen Weltranglistendritten in New York.

Der Traum von einer Sensation war um 13 Minuten nach Mitternacht zwar geplatzt, doch die Perspektiven für die Zukunft erschienen dem 32-Jährigen nach einem enttäuschenden Jahr erstmals wieder rosig. «Hinter mir liegt eine schwere Zeit. Mein Ziel ist es jetzt, weiterzuspielen und weiterzuarbeiten. Ich habe noch Luft nach oben und kann mit einem Lächeln nach Hause fliegen», meinte Kiefer, der in der Weltrangliste mittlerweile bis auf Position 129 abgerutscht ist.

Vor neun Jahren war der Davis-Cup-Spieler aus Hannover sogar schon einmal die Nummer vier der Welt, hatte in Flushing Meadows im Viertelfinale gestanden. Doch etliche Verletzungen warfen «Kiwi» immer wieder zurück. Im Arthur-Ashe-Stadium feierte er jetzt so etwas wie eine sportliche Wiederauferstehung - und hat Gedanken an einen Rücktritt weit weg geschoben.

Dabei war ihm nach einem desolaten Start erst nach 35 Minuten der erste Spielgewinn gelungen. Der Oldie kämpfte sich nach der «Höchststrafe» im ersten Satz aber in beeindruckender Manier zurück. «Da bin ich ein hohes Risiko gegangen», erklärte Kiefer seine Strategie, mit der er die Herzen der Zuschauer eroberte. Das anfängliche Mitleid schlug bei den Fans schnell in Begeisterung um. «Das war ein Gänsehautfeeling», sagte der Fußball-Fan.

Mit stehenden Ovationen und «Kiefer, Kiefer»-Sprechchören feierten die Zuschauer fast jeden Punkt des Deutschen, der Nadal mit seinem finessenreichen Spiel zu entzaubern schien. «Nicolas ist ein großer Spieler, der ein tolles Match gezeigt hat. Ich kann froh sein, ihn geschlagen zu haben», sagte Nadal später. In den entscheidenden Phasen aber war der frühere Weltranglistenerste einen Tick konstanter. Kiefer: «Da hat Rafael gezeigt, warum er seit Jahren so weit oben steht.»

Selbst die Tatsache, dass er wegen seiner schlechten Ranglisten-Position bei vielen Turnieren auf Wildcards angewiesen ist, verdirbt Kiefer nicht die Laune. «Da muss mein Management zeigen, was es kann.»

Neben Kiefer verpasste auch sein Davis-Cup-Kollege Andreas Beck (Stuttgart) die dritte Runde. Der Weltranglisten-40. verlor gegen den an 13 gesetzten Franzosen Gael Monfils mit 3:6, 5:7, 3:6. «Ich habe nie meinen Rhythmus gefunden. Das war einfach eine schlechte Leistung, die ich schnell abhaken muss», sagte Beck. In Tommy Haas (Sarasota/USA) und Philipp Kohlschreiber (Augsburg) haben damit nur zwei von insgesamt 19 gestarteten Deutschen die zweite Runde überstanden.

Am fünften Turniertag blieben spektakuläre Favoritenstürze aus. Nachdem am Vortag unter anderem die letztjährige Finalistin Jelena Jankovic (Serbien) gescheitert war, zog Titelverteidigerin Serena Williams (USA) ins Achtelfinale ein. Die 27-Jahre alte Melbourne- und Wimbledonsiegerin bezwang Maria Jose Martinez Sanchez (Spanien) mit 6:3, 7:5.

Auch Kim Clijsters (Belgien) setzte ihren Siegeszug nach einer zweieinhalbjährigen Abstinenz bei Grand-Slam-Turnieren fort. Die frühere Nummer eins und US-Open-Gewinnerin von 2005 trifft nach dem 6:0, 6:2 im belgischen Duell gegen Kirsten Flipkens auf die Weltranglistendritte Venus Williams (USA). Die 26-jährige Clijsters war nach ihrem Rücktritt im Sommer 2007 und der Geburt ihrer Tochter Jada erst Anfang August auf die Tour zurückgekehrt.

Bei den Männern fand der letztjährige Finalist Andy Murray nach zwischenzeitlichen Problemen doch noch in die Erfolgsspur. Der an zwei gesetzte Schotte behielt gegen Paul Capdeville (Chile) mit 6:2, 3:6, 6:0, 6:2 die Oberhand.