6:2, 5:7, 6:3, 4:6 und 0:6 verlor der Hamburger Tennis-Profi Mischa Zverev gegen den Spanier Marcel Granollers in Runde eins der US Open.

New York. Als Mischa Zverev am Montagnachmittag Ortszeit Platz zehn der riesigen Tennisanlage verließ, tat er dies mit einem Gefühl, das die nach Niederlagen üblichen Emotionen wie Wut und Enttäuschung überlagerte.

Ratlosigkeit war es, die von dem 22 Jahre alten Hamburger Profi Besitz ergriffen hatte. Ratlosigkeit, weil die 6:2, 5:7, 6:3, 4:6, 0:6-Pleite gegen den Spanier Marcel Granollers in Runde eins der US Open, dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres, die sechste Auftakt-Niederlage in Serie für den gebürtigen Moskauer war.

"Ich hatte mir so viel vorgenommen, hatte gut trainiert", sagt Zverev, "doch dann hatte ich wieder mehrere Phasen im Verlauf des Matches, in denen ich mich völlig ratlos fühlte." Einer dieser Blackouts führte dazu, dass Zverev im zweiten Durchgang bei 5:4-Führung und eigenem Aufschlag völlig die Linie verlor und erst nach dem Verlust des Satzes aufwachte. Ein weiterer sorgte dafür, dass er im vierten Satz sein erstes Aufschlagspiel völlig unkonzentriert spielte, es abgab und diesem Break den gesamten Satz lang hinterherlaufen musste. Im fünften Satz fehlten ihm dann, wie schon in Wimbledon in Runde zwei gegen den Bayreuther Philipp Petzschner, die Kraft und der Wille, die Partie noch umzubiegen.

Ein immer wiederkehrendes Muster will Zverev in seiner erschreckenden Negativserie dennoch nicht erkennen - noch nicht. "Ich mache mir keine grundsätzlichen Gedanken, so lange ich weiß, dass ich körperlich und technisch keine Probleme habe", sagt er. Im Training laufe alles nach Plan, seine wiederholten körperlichen Schwächen haben zumindest, so das Ergebnis umfangreicher medizinischer Tests, keine physischen Ursachen. Es sei ein "Kopfproblem", sagt Zverev, in entscheidenden Phasen würden ihm negative Gedanken die Konzentration rauben.

Gespräche mit Manager Dirk Hordorff, Freundin Charlene oder seinen derzeit in Hamburg weilenden Eltern, die ihn trainieren, seien zwar hilfreich. "Letztlich kann man seine Gedanken aber nicht kontrollieren." Den Einsatz eines Sportpsychologen, der bei der Kontrolle negativen Gedankenguts helfen könnte, hat Zverev bislang noch nicht erwogen. "So weit bin ich noch nicht", sagt er. So setzt der Weltranglisten-53. seine Hoffnung zunächst auf das Doppel, wo er heute in Runde eins an der Seite des Serben Dusan Vemic gegen Brendan Evans/Alex Kuznetsov (USA) antritt. "Über Siege kommt das Selbstvertrauen zurück", sagt er. Ob das allein reichen wird, bleibt abzuwarten.