Der Brasilianer gewinnt im 279. Rennen seinen zehnten Grand Prix. Der Deutsche büßt seine WM-Chancen ein.

Valencia. Am Hafen von Valencia hat Sebastian Vettel mit seinen Titelträumen Schiffbruch erlitten. Nach einem Motor-Malheur musste die deutsche Formel-1-Hoffnung verschwitzt und verärgert mit ansehen, wie Rekordstarter Rubens Barrichello Weltmeister Lewis Hamilton den sicher geglaubten Sieg aus den Händen riss. "Schade. Wenn man vorn mitmischen will, darf das nicht passieren", klagte der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim nach seinem Aus in der 24. Runde.

"Es ist, als wenn ein Fahrradfahrer nach einem schweren Anstieg vorne liegt und ihm dann bei der Abfahrt das Fahrrad kaputt geht", sagte Vettel und räumte ein, dass der Kampf um die WM nun sehr schwierig wird. "Sehr viel schlechter konnte es nicht gehen. Ich bin sehr enttäuscht", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Die erste Runde der regulären Boxenstopps machte dann Vettel schon zum Verlierer. Auf Rang fünf liegend kam der Hesse zur Garage, doch erst beim zweiten Versuch eine Runde später funktionierte die Tankanlage. "Ich fahre an die Tankstelle - und kein Sprit da", meinte er. "Das war Mist. Da war das Rennen dahin", schimpfte er. Als 16. kam Vettel wieder auf die Strecke, kurz darauf musste er mit rauchendem Motor aufgeben.

Für den Brasilianer Barrichello war es in seinem 279. Grand Prix der erste Sieg seit knapp fünf Jahren. Dritter hinter Hamilton wurde Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen. Bester Deutscher war Williams-Pilot Nico Rosberg als Fünfter. In der WM-Gesamtwertung bleibt Barrichellos BrawnGP-Teamkollege Jenson Button vorn. Allerdings verfehlte der Brite auch im vierten Rennen hintereinander das Podium und wurde nur Siebter. "Gratulation an den alten Jungen. Rubens ist jetzt mein schärfster Gegner", sagte Button. Der 37-jährige Barrichello fuhr mit seinem zehnten Karriere-Erfolg auf Rang zwei.

"Rubens, das war fantastisch", lobte Teamchef Ross Brawn. "Ich wünschte, dieser Moment wäre für die Ewigkeit. Das ist ein Wochenende, das man nie vergisst", jubelte Barrichello. Mit einer Botschaft auf seinem Helm grüßte der Mann aus Sao Paulo seinen in Ungarn verunglückten Landsmann Felipe Massa, der im Vorjahr in Valencia gewann und Barrichello diesmal ein paar Tipps mitgegeben hatte. Auch Rekordweltmeister Michael Schumacher schickte Glückwünsche vom Ferrari-Kommandostand an seinen früheren Teamkollegen. "Ich finde es sehr schön", meinte der Kerpener, der aus gesundheitlichen Gründen sein Comeback in Valencia abgesagt hatte.

Bei der Hitzeschlacht auf dem spanischen Stadtkurs hatte es lange nach dem zweiten Sieg in Serie für Hamilton ausgesehen. Im 250. Rennen von McLaren-Mercedes lag der Titelverteidiger vom Start weg vorn, ehe ein verpatzter zweiter Boxenstopp den Briten zurückwarf. "Natürlich bin ich enttäuscht, aber es war trotzdem eine tolle Leistung", sagte der 24-Jährige. Die Silbernen hatten sich offenkundig wegen des anstürmenden Barrichellos entschieden, Hamilton früher zum zweiten Stopp zu beordern. Doch der rechte Vorderreifen lag nicht bereit, der Champion verlor die entscheidenden Sekunden. "Das war knapp", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Ein starkes Rennen fuhr erneut der Wiesbadener Rosberg, der zum fünften Mal in Serie in die Top fünf kam. "Es war haarscharf. Ich war leider nicht schnell genug", trauerte Rosberg dennoch dem verpassten Podiumsplatz nach. Der Gräfelfinger Adrian Sutil steuerte seinen Force India überraschend auf Rang zehn. Dahinter wurde BMW-Sauber-Fahrer Nick Heidfeld (Mönchengladbach) Elfter. Der Wersauer Timo Glock überfuhr im Toyota als 14. die Ziellinie.

Ein Desaster erlebte Ferrari mit Luca Badoer. Den Massa-Ersatz bewahrte auch der Beistand des siebenmaligen Champions Schumacher nicht vor zahlreichen Pannen. Der überforderte 38-Jährige leistete sich früh einen Dreher und kassierte später eine Durchfahrtstrafe, weil er nach seinem Boxenstopp regelwidrig die weiße Begrenzungslinie überfahren hatte. Am Ende kam er abgeschlagen als 17. ins Ziel.