Kaum hatte Usain St. Leo Bolt im Sprint-Zirkus von Berlin seine letzte Gala-Vorstellung gegeben, da wollte er nur noch Reißaus nehmen.

Berlin. "Ich will einfach nur Party machen. Ich muss heute Nacht unbedingt ausgehen, denn ich habe die ganze Woche nicht gefeiert und muss irgendwas machen", sagte der Superstar nach einer für ihn fast perfekten WM mit dreimal Gold und zwei Weltrekorden.

In der Nobel-Disco "Adagio" am Potsdamer Platz ließ es der Jamaikaner richtig krachen. Um drei Uhr verdrängte der Mann von der Karibik-Insel den DJ vom Mischpult und legte unter dem Jubel der Gäste seine geliebte Reggae-Musik auf. Das Laufwunder wurde zum Lebemann: "Jetzt werde ich das Leben genießen. Ich werde in Bars und Clubs feiern und am Strand relaxen."

Zuvor aber muss er noch ein Problem lösen, und das ist 2,7 Tonnen schwer und knapp 4,3 Quadratmeter groß. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit schenkte ihm zur Erinnerung an die WM am Sonntag im "Champions Club" ein Original-Stück der Berliner Mauer mit einem Abbild Bolts. "Ich weiß noch nicht, was ich damit machen soll. Ich dachte, es sei klein und passt ins Wohnzimmer. Ich hätte nicht angenommen, dass es so riesig ist", sagte Bolt.

Berlin hat den coolen Champion mit dem großen Showtalent, der sich vor seinem 200-m-Finale mit einem Shirt mit der Aufschrift "Ich bin ein Berlino" warmlief, in sein Herz geschlossen. Der 23-Jährige lobte Stadt und Leute, vor allem das Maskottchen hatte es ihm angetan: "Berlino und ich sind Freunde geworden. Wir haben unsere Telefonnummern ausgetauscht."

Die sportliche Bilanz des 1,93 m großen Schlakses ist phänomenal. Als erster Sprinter konnte Bolt ein Olympia-Triple über 100, 200 und 4x100 m im Jahr danach bei der WM wiederholen. "Ich habe bewiesen, dass das, was letztes Jahr in Peking passiert ist, kein Witz war", meinte Bolt, der bei seinen grandiosen Einzelsiegen über 100 m (9,58) und 200 m (19,19) die Welt mit Fabel-Weltrekorden in ungläubiges Staunen versetzt hatte.

Der einzige "Schönheitsfehler" war der fehlende Weltrekord mit der jamaikanischen 4x100-m-Staffel, die bei ihrem Sieg am Sonnabend den vor einem Jahr bei Olympia aufgestellten Weltrekord (37,10) um 21 Hundertstel verpasste. Bolt machte sich dafür selbst verantwortlich: "Ich war ziemlich müde. Mein Form ist nicht mehr so gut." Seinem Ziel, eine Legende zu werden, ist er in Berlin dennoch ein großes Stück näher gekommen.