Sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich an dieser Stelle ein bisschen Frust ablasse. Natürlich könnte ich hier schreiben: Tolles Erlebnis, so eine Heim-WM, und dann gleich das Halbfinale erreicht! Aber dafür bin ich zu sehr Leistungssportler.

Ich wollte hier mein Bestes zeigen, und das ist mir nicht gelungen. Daran führt leider kein Weg vorbei. Ich darf gar nicht daran denken, dass ich es mit meinen 13,39 Sekunden von den deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Ulm hier in den Endlauf geschafft hätte. Diese Zeit zu wiederholen wäre vielleicht zu viel erwartet gewesen. Aber 13,72 Sekunden sind nun wirklich nicht mein Niveau.

Gleich an der ersten Hürde, dachte ich, mich trifft der Schlag. Mein Nebenmann hat mir mit der Hand eine ausgewischt. Kein Vorwurf, so etwas kommt im Eifer des Gefechts schon mal vor. Aber es hat mich buchstäblich aus der Bahn geworfen. Leider bin ich nicht so kräftig gebaut, dass mich so etwas nicht berührt. Vielleicht ist das auch eine Sache der Erfahrung. Jedenfalls war ich sofort hinten dran. Die ersten drei Hürden habe ich umgetreten, das hat noch mal Zeit gekostet. Ich habe einfach nie mein Rennen gefunden. Und dann war es auch bereits zu spät.

Schon komisch, dass meinem Zimmerkollegen Alexander John fast das Gleiche passiert ist. Er hat an der dritten Hürde einen Schlag abbekommen. Schade, denn auch er hätte das Finale draufgehabt. Hatte ich gestern erwähnt, dass wir beide zusammen feiern werden? Das werden wir, aber geben Sie uns noch ein bisschen Zeit.

Das meine ich in jeder Hinsicht. Wir sind jung, uns gehört hoffentlich die Zukunft im Hürdensprint. Diese WM hat mich angespornt, noch härter zu trainieren, um noch stärker wiederzukommen. Denn seit gestern gibt es für mich bereits ein neues Ziel: die EM 2010 in Barcelona.

Gefreut habe ich mich, dass viele Anhänger meines Vereins, dem HSV, nach Berlin gefahren sind und nicht alle zum zeitgleichen Europa-League-Spiel nach Guingamp. Ich habe zahlreiche HSV-Fahnen im Stadion gesehen. Das war toll. Die Fans haben mir die Daumen gedrückt, mich angefeuert und mich hinterher getröstet: "Super Helge, Kopf hoch!" Das verspreche ich. Ein verpasstes Finale ist für mich mental keine Hürde.

abendblatt.de/sport