Was muss nicht alles vor einer Reise erledigt werden: Wäsche waschen, Putzen, Aufräumen - die meisten Hamburger Familien dürften am Ende der Sommerferien diese Erfahrung teilen.

Hamburg. Auch Moritz Fürste hatte zuletzt viel zu tun. Dem Hockeystar des Uhlenhorster HC steht allerdings nicht der wohlverdiente Urlaub, sondern eine Europameisterschaft bevor. Und damit es Fürste und dem deutschen Team in den Niederlanden nicht langweilig wird, galt es für den 24-Jährigen noch allerlei zu organisieren: Pokerkoffer, Dartscheibe, Playstation...

Weil sich das doch eher nach einem angenehmen Aufenthalt als nach harter körperlicher Arbeit anhört, verdeutlichte Hamburgs Sportler des Jahres 2006 vor der gestrigen Abfahrt noch einmal den Stellenwert der Veranstaltung in Amstelveen, einem Vorort Amsterdams: "Das ist für uns das wichtigste Turnier des Jahres", sagte der Mittelfeldspieler, der unbedingt den internationalen Titel gewinnen will, der ihm noch in seiner Sammlung fehlt.

Fürste ist einer von fünf Spielern in der Mannschaft des in Harburg lebenden Bundestrainers Markus Weise, die aktuelle Weltmeister und Olympiasieger sind. Nur Europameister war der UHC-Kapitän noch nicht. Sollte das Turnier, das für die deutschen Herren am Sonntag gegen Belgien beginnt, mit dem erhofften Triumph enden, wäre das Nationalteam die erste Hockeyauswahl, die alle drei großen Titel gleichzeitig besitzt. "Das Triple wäre eine tolle Sache", meinte Fürste. "Ein Durchmarsch wird es in keinem Fall."

Neben Belgien warten England und Österreich als Vorrundengegner. Schon die erste Partie dürfte richtungweisend für den weiteren Turnierverlauf sein, doch ausgerechnet an die Belgier haben die Deutschen keine guten Erinnerungen. Bei der EM 2007 in Manchester setzte es im Spiel um Platz drei ein 3:4, Fürste und Co. verpassten so die direkte Olympiaqualifikation, mussten einen Umweg zur Goldmedaille nach Peking nehmen. In Amstelveen geht es dieses Mal auch um die Qualifikation für die WM 2010. Platz zwei in der Vorrunde und damit der Einzug ins Halbfinale würde dafür reichen.

Das WM-Ticket haben sich auch die deutschen Damen um UHC-Spielführerin Janne Müller-Wieland zum Ziel gesetzt, die an gleicher Stelle bereits am Sonnabend gegen Irland in die EM starten. Anders als die Herren geht das Team des Hamburger Bundestrainers Michael Behrmann sogar als Titelverteidiger ins Rennen; nicht aber als Favorit, das sind die Niederlande. Auch bei den in Peking auf Rang vier gelandeten Damen ist die Vorrunde, in der neben den Irinnen Schottland und Spanien die Gegner sein werden, kein Selbstläufer. "Ich bin gespannt, wie es läuft", sagt Müller-Wieland, für die allein die Atmosphäre in der Hockey-Hochburg Holland eine Reise wert ist.