Das “Stehauf-Frauchen“ hat einen ständigen Begleiter. Doch am Sonntagabend schien das “Schwein vom Rhein“ als Glücksbringer für Siebenkämpferin Jennifer Oeser kurzzeitig nicht aufgepasst zu haben.

Berlin. Als die 25-Jährige 450 Meter vor dem Ziel des abschließenden 800-m-Laufes zu Fall kam und die Rivalinnen im Kampf um die WM-Medaillen davoneilen sah, half auch das rosa Plüschtier am Laufbahn-Rand nicht. Oeser beschrieb den Moment so: "Ich habe nur dieses Raunen im Publikum gehört und gedacht: Das kann es nicht gewesen sein. Los, aufstehen und weiterlaufen."

Mit ihr erhoben sich 50 000 Zuschauer im Olympiastadion. "Sie haben mich getragen. Die letzte Runde war Adrenalin pur." Die verzweifelte Verfolgungsjagd fand ein silbernes Happy End. Obendrauf gab es 6493 Punkte. "Bestleistung mit Turneinlage", sagt Oeser: "Als Siebenkampf-Vizeweltmeisterin kann ich stolz sein, dass ich alles ein bisschen kann. Aber eben keine Disziplin richtig."

Bloß gut, dass Oesers Ausbildung zur Bundespolizistin noch nicht allzu lange zurückliegt. "Da mussten wir Judorollen zur Selbstverteidigung üben." Sonst hätte sie auf der blauen Laufbahn womöglich ihr blaues Wunder erlebt, von dem sie vorher eine Art Vorahnung hatte. "Vor dem Lauf habe ich gesagt, nur ein Sturz kann mich stoppen. Und plötzlich lag ich. Dann bin ich nur noch gerannt." Die Feierstimmung verdarb anschließend nur die Anordnung der Kampfrichter, das "Danke Berlin"-T-Shirt auszuziehen. Eine Regel des Weltverbandes IAAF verbietet dies.