Einerseits war gestern ein Ruhetag für Silke Spiegelburg. Ihren Stab wird die deutsche Meisterin erst heute im WM-Finale (18.45 Uhr) wieder aus der Hülle ziehen. Andererseits war gestern ein Trainingstag.

Berlin. Eine halbe Stunde Yoga hat Spiegelburg (23) in ihrem Hotelzimmer gemacht. "Eine Art autogenes Training", sagt sie. Vor fünf Jahren hat sie damit angefangen, seither hält sie es vor jedem Wettkampf so: "Es hilft mir, die Konzentration und die Spannung im Körper aufrechtzuerhalten."

Was ihre Körperwahrnehmung betrifft, hat die Studentin aus Leverkusen zuletzt außergewöhnliches Feingefühl gezeigt. Bis auf 4,70 Meter hat sie sich in diesem Jahr hochgeschraubt, weltweit waren nur sieben Stabhochspringerinnen besser. Die Qualifikation am Sonnabend meisterte sie ohne Fehlversuch, auch Anna Battke (Mainz) und Kristina Gadschiew (Zweibrücken) schafften den Sprung in die Entscheidung. "Drei deutsche Frauen im Finale", jubelte Spiegelburg, "das hat es noch nie gegeben."

Fürs Finale hat sie sich einiges vorgenommen, konkret: "Ein Haus auf meine Bestleistung zu setzen." Das Wort Medaille meidet sie. Vielleicht wirkt da die WM von Osaka 2007 nach, als sie an ihrer Anfangshöhe scheiterte. Aber daraus habe sie "fürs Mentale einiges mitgenommen. Ein Salto nullo ist allen großen Leuten ja mal passiert."

Womit nicht gesagt ist, dass sie dazugehört, aber das kann ja noch werden. Zum Stabhochsprung ist sie wie ihre drei großen Brüder durch ihren Vater gekommen, wobei ihr das größte Talent nachgesagt wird. Von ihrem Ausrüster ließ sie sich gerade als Star-Wars-"Prinzessin Leia" ablichten. Es sollte ihre Auflehnung gegen das Imperium der Königin Jelena Isinbajewa versinnbildlichen. 4,85 Meter hat die russische Olympiasiegerin und Weltrekordlerin in diesem Jahr vorgelegt. "Sie ist eine perfekte Turnerin am Stab", sagt Spiegelburg, "sie arbeitet noch in die Höhe, wo wir schon zur Latte tendieren."

Silke Spiegelburg, die Stabprinzessin, wird ihre Thronansprüche wohl zurückstellen müssen. Aber ein Bild wie bei der Hallen-EM, als sie und Battke Rang zwei und drei belegten, könnte es auch in Berlin geben. "Hinter Jelena ist alles möglich."