DLV weist Äußerungen des Berliner Diskuswerfers Robert Harting zurück. Seine Gedanken über eine Freigabe von Doping seien “Blanker Unsinn“.

Berlin. Ein instinktsicherer Klavierspieler beherrscht die Kunst, die der Komponist Johann Sebastian Bach einmal so beschrieb: "Alles, was man tun muss, ist, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen." Einen instinktlosen Sportler dagegen beherrscht die Versuchung, zum falschen Zeitpunkt die falschen Schlussfolgerungen zu ziehen.

So jedenfalls sieht das mancher im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), seit der Berliner Robert Harting (24) dem "Mannheimer Morgen" ein Interview gegeben hat. Wenige Tage vor Beginn der Leichtathletik-WM in seiner Heimatstadt (15. bis 23. August) stellt Deutschlands bester Diskuswerfer einige äußerst zweifelhafte Überlegungen an. "Wo Geld ist, wird gedopt", sagte Harting und schlussfolgerte: "Eigentlich ist es sinnlos, gegen diese Tatsache anzukämpfen. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, Doping in irgendeiner Form zu erlauben, so knallhart sich das auch anhören mag. Dann würde sich zumindest niemand mehr darüber aufregen."

Das gleichwohl taten gestern jene im Verband, denen die Gedankenspiele des Hohenschönhausener Hünen - er ist mit 68,10 m momentan Weltranglistenfünfter - so kurz vor dem für Deutschlands Leichtathleten wegweisenden Sportereignis sauer aufstießen. "Ich halte seine Ausführungen für blanken Unsinn. Hartings Position steht diametral zu unserer Position im Kampf gegen Doping", zürnte DLV-Präsident Clemens Prokop. Er sähe den Diskuswerfer - dessen Trainer ausgerechnet der von ihm vehement verteidigte Werner Goldmann ist, der seine Dopingvergangenheit in der DDR lange Zeit leugnete - gern zum Rapport bestellt: "Ich werde die Abteilung Leistungssport bitten, gerade Harting noch einmal die Alternativlosigkeit zu einer kompromisslosen Bekämpfung von Doping klarzumachen."

Prokop ist auch geschäftsführender Präsident im WM-Organisationskomitee. Hier wie dort würden sie gerade in der angespannten Phase vor dem Championat auf irritierende Interviews wie Hartings ("Sport und Doping gehören leider so zusammen wie Henne und Ei") lieber verzichten. "Wir haben eine andere Auffassung als Robert Harting, aber wenn sich ein einzelner Sportler solche Gedanken macht, ist das legitim", wiegelte DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow ab. Der Verband sei jedenfalls "nicht der Meinung, dass die Freigabe von Dopingmitteln das Problem lösen würde. Doch selbst wenn Doping freigegeben wäre, bin ich mir sicher, dass sich auch Herr Harting dagegen entscheiden würde".

Vermutlich hat Mallow recht, doch das ist ja hypothetisch. Harting jedenfalls - seine Homepage weist er als "Doping Free Zone" aus - sagte im umstrittenen Interview selber: "Das Problem ist, dass Sportler wie ich, die einen Riesenverschleiß am eigenen Körper erzeugen, weil sie nicht dopen, um den Lohn für ihre ehrliche Arbeit gebracht werden."

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