Andere röchelten, als sie ins Ziel einliefen - Walter Schuster lächelte. So, als ob er gerade zum Essen in die Küche trottete. Und nicht, als ob er soeben einen Triathlon absolviert hätte - also 51,5 Kilometer Sport im Wasser, auf dem Rad und zu Fuß.

Bei Schuster sorgte die Routine für Gelassenheit: Für den 56-jährigen Hamburger Sportfan war es nämlich nicht der erste, sondern schon der etwa 40. Triathlon. Diesmal hat das Abendblatt ihn beim Dreikampf beobachtet, und zwar auf der olympischen Distanz der Jedermänner.

Sonntag, halb zehn morgens: Walter Schuster steht in seinem Neoprenanzug in der Binnenalster am Jungfernstieg. Mit einem lauten Hupen startet der Wettkampf. Über anderthalb Kilometer kämpft Schuster sich jetzt kraulend durch die keine 20 Grad kühle Alster; nachher wird er von deren "weichem Wasser" schwärmen. Später, gegen Viertel nach zehn, am Ballindamm: Schuster hat den Neoprenanzug abgestreift und springt behände aufs Fahrrad. Von Müdigkeit keine Spur. Auf geht's: 40 km bis nach Teufelsbrück und zurück. Anderthalb Stunden tritt Walter Schuster jetzt in die Pedale.

Zeit genug also, um kurz einzuwerfen, dass Sport und Schuster nicht nur im Hobby, sondern auch im Beruf eine gute Kombination sind: als "Sport-Schuster". So nämlich heißt Walter Schusters Sportgeschäft, das älteste Hamburgs, das der Vater 1934 gründete. Hierin investiert Schuster seine meiste Zeit - mal abgesehen von seiner Frau und den beiden Söhnen. Vom Triathlon halten ihn jedoch weder Laden noch Familie ab, im Gegenteil: Seit einigen Jahren ist er Mitglied der Seniorennationalmannschaft.

Aber zurück zum Geschehen - das nun schon vorbei ist. Die Uhr schlägt gleich 13, und Walter Schuster ist längst über die Ziellinie gelaufen: lächelnd, wie gesagt. Drei Stunden, 14 Minuten und 31 Sekunden hat er gebraucht - das sei "okay". Jetzt sitzt er, kaum schwitzend, auf dem Rathausmarkt. Um seinen Hals baumelt die errungene Medaille, er mampft genüsslich ein Stück Butterkuchen - das brauche der Blutzuckerspiegel. Ein Bier hingegen lehnt er ab. "Kein Alkohol", murmelt Schuster. "Denn nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf."