Der letzte Eintrag im Internet-Tagebuch klingt noch nach Zuversicht. Unter der Überschrift “Urlaub!“ schreibt Pascal Hens, wie schön es sei, “endlich mal komplett frei zu haben und abschalten zu können“ vom Handballstress.

Hamburg. Spätestens gestern ist der Rückraumstar des HSV Hamburg wieder in seinem manchmal brutalen Alltag angekommen. Nach monatelangen Beschwerden wurde Hens (29) vom Schweizer Spezialisten Bernhard Segesser an der lädierten rechten Achillessehne operiert.

Die letzte Woche seines offiziellen Urlaubs wird der Nationalspieler nun in Basel im Krankenhaus verbringen. Statt wie die Kollegen am kommenden Montag ins Training einzusteigen, wird er ein Rehabilitationsprogramm beginnen. Ein Einsatz im ersten Pflichtspiel, dem Super-Cup gegen Kiel am 1. September, ist unwahrscheinlich.

Seit Februar hat sich Hens mit Schmerzen herumgeplagt, aber die Leidensgeschichte begann eigentlich viel früher. In der Vorrunde der Olympischen Spiele 2008 in Peking erlitt er einen Bruch des Schienbeinkopfes. Zehn Wochen später kehrte er auf die Platte zurück, zu früh, wie man heute weiß. Bei der Weltmeisterschaft im Januar in Kroatien schleppte Hens seine 2,03 Meter eher übers Feld, als dass er seinen Größenvorteil hätte ausspielen können. Den Abschluss der Saison, der sportlich wohl schlechtesten seiner Laufbahn, erlebte er wieder nur auf der Tribüne mit.

Bis zuletzt hatten die Ärzte gehofft, durch konsequente Entlastung des Sprunggelenks um eine Operation herumzukommen. Doch die Untersuchungen, die Hens zuletzt nach der Rückkehr von den Flitterwochen hat vornehmen lassen, machten den Eingriff unausweichlich: Ein Knochensporn, der auf die Sehne drückte, wurde entfernt. Wie lange Hens ausfällt, ist nicht absehbar. HSV-Sportchef Christian Fitzek hofft auf eine baldige Genesung: "Die Sehne selbst ist offenbar nicht auffällig, nun geht es darum, dass die Wunde verheilt." Mannschaftsarzt Mathias Hock ist allerdings vorsichtig mit einer Prognose. "Vier bis sechs Monate Pause sind bei Verletzungen dieser Art normal."

In diesem Fall wäre der HSV unter Zugzwang. Nach dem Abgang von Arne Niemeyer nach Lübbecke stünden für Halblinks noch Blazenko Lackovic und Krebs-Rekonvaleszent Oleg Velyky zur Verfügung. Eine vorzeitiger Wechsel des Kroaten Domagoj Duvnjak würde Abhilfe schaffen, doch laut Fitzek wird der HSV sein auf mehr als eine halbe Million Euro verbessertes Ablöseangebot an RK Zagreb nicht noch einmal aufstocken: "Wir sind kein Fass ohne Boden." Bis zum Wochenende soll Klarheit herrschen, ob der Vizeweltmeister sofort oder doch erst 2011 verpflichtet wird.