Heinrich Haussler weinte vor Glück, als er im Dauerregen von Colmar über den Zielstrich rollte. Der Shootingstar konnte sein Glück kaum fassen und schüttelte immer wieder den Kopf. Mit einem beeindruckenden Parforceritt durch die Vogesen stürmte der 25-Jährige zum Sieg auf der 13. Etappe der Tour de France.

Colmar. Am Ende einer 197-km-Flucht verwies Haussler mit über vier Minuten Vorsprung den Spanier Amets Txurruka auf den zweiten Platz. Damit sorgte er für den ersten deutschen Etappensieg bei der diesjährigen Tour.

"Das war ein großer Tag für mich. Ich kann es nicht glauben, dass ich gewonnen habe. Ich bin aggressiv gefahren und habe meine Chance gesucht", sagte Haussler und ergänzte: "Bei meinen Tränen habe ich an das viele Pech gedacht, das ich diese Saison hatte."

Die Topfavoriten um Alberto Contador und Lance Armstrong einigten sich bei der letzten Kletterpartie vor den Alpen auf einen Waffenstillstand und brachten auf der 200 km langen Etappe von Vittel nach Colmar das Gelbe Trikot des Italieners Rinaldo Nocentini nicht in Gefahr.

Unweit seiner neuen Heimat Freiburg ging Haussler, der im Frühjahr mit zwei zweiten Plätzen bei den Klassikern Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt einen großen Coup verpasst hatte, als 21. deutscher Etappensieger in die Geschichte der Tour de France ein.

48 Kilometer vor dem Ziel hatte Haussler auf der rasenden Abfahrt vom 1193 m hohen Col du Platzerwasel, einem Berg der ersten Kategorie, für die Vorentscheidung gesorgt. Der Cervelo-Profi setzte sich von seinem Mitausreißer Sylvain Chavanel (Frankreich) ab und stürmte wie entfesselt nach Colmar. Für Haussler, der in diesem Jahr in beeindruckender Manier in die Weltspitze vorpreschte, war es bereits der fünfte Saisonsieg und die 15. Podestplatzierung.

An der Spitze des Gesamtklassements liegt indes Nocentini weiter sechs Sekunden vor Contador und acht vor Armstrong, dahinter gab es allerdings eine gravierende Änderung. Armstrongs Edelhelfer Levi Leipheimer, der bislang den vierten Gesamtrang belegt hatte, musste nach seinem am Donnerstag erlittenen Bruch des rechten Handgelenks die Heimreise antreten. "Das ist ein großer Rückschlag für das Team", sagte Armstrong.

Auch das deutsche Milram-Team verlor seinen ersten Fahrer. Der Österreicher Peter Wrolich stieg gestern vor der 13. Etappe von Vittel nach Colmar wegen Magen- und Darmproblemen aus.