Am 15. August ist die Eröffnung. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, die Kartenverkäufe nur schleppend.

Grünheide. Die Frage würde kommen, Heinrich Clausen wusste das, deshalb hatte der Organisationschef der Leichtathletik-Weltmeisterschaften am Morgen noch einmal persönlich nach dem Stand des Kartenvorverkaufs geforscht. "3000 Tickets haben wir allein in den vergangenen 24 Stunden verkauft", konnte Clausen am Nachmittag bei der Pressekonferenz im Bundesleistungszentrum Kienbaum stolz verkünden, und dass der Verkauf seit den deutschen Meisterschaften in Ulm "gewaltig" angezogen habe. Auf die Nachfrage, was das konkret heißt, war Clausen weniger gut vorbereitet. In Ulm, vor zehn Tagen also, hatte sein Geschäftsführerkollege Frank Hensel von "knapp 240 000 verkauften Karten" gesprochen, was vielleicht wiederum etwas optimistisch war.

Die WM steht vor der Tür, am 15. August wird sie in Berlin eröffnet. Die Arbeiten rund um das Olympiastadion laufen auf Hochtouren, 300 Container für die Medien, die in 190 Länder übertragen, sind bereits aufgebaut. Es ist das weltweit größte Ereignis dieses Sportjahrs, aber noch scheinen die Gastgeber etwas damit zu fremdeln. Vor allem die ersten fünf Wettkampftage, darunter das Eröffnungswochenende mit den 100-Meter-Entscheidungen, laufen überraschend schleppend. "Das irritiert uns", gibt Clausen zu, "aber die ersten Tage sind für die Leichtathletik immer ein Problemkind." Beim Weltverband IAAF soll man besorgt sein, Clausen ist es nicht. Zur Beruhigung habe er am Morgen noch einmal die Vorverkaufszahlen der EM 2002 in München studiert. "Das sah erschreckend aus." Am Ende war das Olympiastadion trotz miesen Wetters proppenvoll.

Auch die Berliner werden noch auf den Geschmack und an die Tageskassen kommen, da gibt man sich im Organisationskomitee zuversichtlich. Die ganze Stadt werde in den nächsten Tagen "gedresst", wie es auf PR-Deutsch heißt, konkret: ausgeflaggt und plakatiert. Slogan: "Sei Welt! Sei Meister! Sei Berlin!"

Dann wird die WM auch ein Gesicht bekommen, das von Sebastian Bayer zum Beispiel. Der 8,71-Meter-Weitspringer hatte kürzlich gemault, dass seine Werbewirksamkeit von den WM-Machern kaum genutzt werde. "Im Moment ist es aber auch schwer an die Athleten heranzukommen", sagt Clausen entschuldigend.

Heute wäre es ein Leichtes gewesen. Als Clausen aus dem Konferenzgebäude in Kienbaum tritt, spaziert Bayer mit seiner Freundin, der Hürdensprinterin Carolin Nytra, über das Gelände. Er hat für heute seine Trainingsarbeit mit seinem Hamburger Bundestrainer Uwe Florczak erledigt. Bayer ist einer von denen, die es in Berlin für den Gastgeber herausreißen sollen. Ein "Abschneiden wie bei der U-18-WM" wünscht sich Klaus-Peter Nowack, Geschäftsführer des Bundesleistungszentrums. Von dort ist der deutsche Nachwuchs soeben mit neun Medaillen zurückgekehrt. Was Nowack zuversichtlich macht: "Die Athleten trainieren noch bewusster und intensiver als in den Vorjahren."

Die Aktiven jedenfalls hätten ihren Beitrag geleistet, damit diese WM ein Publikumserfolg wird, glaubt DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow: "Die deutschen Meisterschaften waren nach Meinung vieler Experten die besten der letzten 20 Jahre. Viel mehr können die Athleten nicht tun." Zumindest bei den Hauptdarstellern scheint eine gewisse Euphorie vor dem Saisonhöhepunkt messbar zu sein - in Form von Leistung.