Deutschlands Topspieler Christopher Zeller beschert Köln mit seinem Tor zum 4:3 das Double.

Mannheim. Sonntage wie der gestrige sind es, die einem vor Augen führen, warum Sport im Leben der Menschen eine so wichtige Rolle einnimmt. Die Momente, die die Hockeyherren des Uhlenhorster HC und ihre zahlreichen Anhänger unter den 2800 Besuchern des Finales um die deutsche Feldmeisterschaft durchleben durften und mussten, werden sich ins Gedächtnis brennen. Sie waren Emotion pur, ungefilterte Leidenschaft und gelebte Hingabe. Es ist ein unumstößlicher Fakt, dass Finalspiele etwas Brutales haben, weil es immer einen Verlierer geben muss, auch wenn niemand die Niederlage verdient. So war es auch gestern im Duell des UHC mit Rot-Weiß Köln, einem Duell auf Augenhöhe, wie es dramatischer nicht sein konnte.

Fünf Minuten vor Ende der regulären 70 Minuten war der mit diversen Olympiasiegern bestückte Aufsteiger (!) aus dem Rheinland durch das dritte Tor von Constantin Axer mit 3:2 in Führung gegangen. Die junge UHC-Mannschaft von Martin Schultze, Altersdurchschnitt 23 Jahre, hatte bis dahin aufopferungsvoll gekämpft und hatte den Favoriten streckenweise brillant ausgekontert. Doch wer nun dachte, das Gegentor hätte den Widerstand gebrochen, wurde überrascht. Die "Uhlen", angetrieben von Abwehr-Organisator Patrick Breitenstein und Nationalspieler Moritz Fürste (wurde zum besten Spieler gewählt), schlugen zurück. Zwei Minuten vor dem Ende verwandelte Breitenstein eine Strafecke zum Ausgleich, der die Verlängerung brachte. Und auch hier waren Schultzes Mannen gleichwertig, bis eine Minute nach Beginn der zweiten Hälfte Deutschlands bester Hockeyspieler Christopher Zeller seine Kölner per Golden Goal zum Titel und, nach dem Gewinn der Hallen-DM im Januar, zum ersten Double schoss.

Erst nach diesem finalen Schuss ins Herz brachen beim UHC alle Dämme. Selbst Bundestrainer Markus Weise ("Der UHC ist ein großartiges Team mit toller Perspektive"), der allen Spielern die Hand reichte oder über den Kopf strich, vermochte nicht zu trösten. Fürste lag minutenlang mit über den Kopf gezogenem Trikot im Tor und raffte sich erst wieder auf, als der in Kölner Diensten stehende Hamburger Tobias Hauke zum ihm trabte. Reden konnte der von Weinkrämpfen geschüttelte Torschütze zum 1:1 ebenso wenig wie U-21-Weltmeister Florian Fuchs, der seinen Tränen hemmungslos freien Lauf ließ. Dafür sprach "Oldie" Philip Sunkel (34), der in einigen Wochen über eine Fortsetzung seiner Karriere entscheiden will: "Diese Niederlage ist neben der im Finale vor zwei Jahren, als wir im Siebenmeterschießen gegen Alster gescheitert sind, die bitterste meiner Laufbahn. Aber den Pessimisten, die jetzt von einer schlechten Saison reden, sage ich: Es war eine sensationelle Saison, trotz der Finalniederlagen."

Ende Mai war der UHC im Endspiel der Euro Hockey League mit 4:5 am HC Bloemendaal gescheitert. Der Schmerz war gestern jedoch um ein Vielfaches höher. "Wir wollten diesen Titel unbedingt. Deshalb ist diese Niederlage die bitterste meiner Karriere. Ich war nie enttäuschter", sagte Trainer Schultze. Doch der UHC wäre nicht der UHC, wenn in der Stunde der bittersten Pleite nicht bereits wieder nach vorn geblickt würde. Olympiasieger Carlos Nevado, dessen Bruder Ricardo zwischenzeitlich zum 2:1 getroffen hatte, tat dies stellvertretend für sein Team. "Solche Niederlagen schweißen uns noch mehr zusammen. Wir lernen daraus, und irgendwann holen wir den Titel, weil wir ihn verdienen", sagte er. Mehr war dem wirklich nicht hinzuzufügen.