Als sich dem Hamburger Profiboxstall Universum vor ein paar Monaten die Gelegenheit auftat, die neue Ring-Arena am Nürburgring am Vorabend des Formel-1-Rennens mit einem Kampfabend zu eröffnen, mussten die Verantwortlichen nicht lange überlegen.

Hamburg. Die Frage, wer den Hauptkampf machen sollte, war fast noch schneller beantwortet. Kein anderer kam infrage als Felix Sturm. Der 30 Jahre alte Mittelgewichts-Weltmeister ist derzeit der populärste Sportler im Unternehmen von Klaus-Peter Kohl, er erzielt die höchsten TV-Quoten und sorgt regelmäßig für gute Unterhaltung. Keine Frage: Der in Leverkusen geborene Sohn bosnischer Einwanderer hat sich den Auftritt an diesem Sonnabend (22.30 Uhr, ZDF live) redlich verdient.

"Natürlich ist es etwas Besonderes, in so einem Rahmen zu boxen. Es haben sich so viele Prominente wie noch nie angesagt. Das macht mich schon stolz", sagt Sturm. Der erwartete Ansturm der VIPs ist nur zu einem Teil dem Veranstaltungsort geschuldet. Sturm, der seit kurzem für den Lifestyle-Giganten Calvin Klein Modell steht, zieht neben Boxfans mittlerweile auch die High Society an. Seine Kämpfe sind angesagt, weil sie das Animalische des Duells Mann gegen Mann mit der Ästhetik eines taktisch und technisch brillant geführten Faustgefechts verbinden. Sturm polarisiert, weil es noch immer viele gibt, denen sein Auftreten zu rotzig und arrogant erscheint. Aber er hat sportlich in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er die Weltspitze im Mittelgewicht zurecht anführt.

In schöner Regelmäßigkeit tritt er gegen die Pflichtherausforderer an, die ihm der Weltverband WBA vorgibt; am Sonnabend, gegen Europameister Koren Gevor, bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres. Dass die ganz großen Namen nicht dabei waren, wie die Weltmeister der anderen Verbände, Arthur Abraham (IBF) und Kelly Pavlik (WBC/WBO), ist ihm nicht anzulasten. "Dass die anderen nicht gegen mich antreten wollen, ist doch auch ein Zeichen", sagt er.

Über seine Zukunft macht sich der 181 cm große Modellathlet dennoch viele Gedanken. Natürlich ärgert er sich darüber, dass der Kampf gegen Abraham bislang nicht zustande gekommen ist; noch mehr wurmt ihn, dass dessen Promoter Wilfried Sauerland standhaft erzählt, Sturm habe Angst vor dem Duell. Neutrale Beobachter dürften kaum anzweifeln, dass Sturm der bessere, Abraham durch seine K.-o.-Power aber der spektakulärere Boxer ist. Dass der Berliner nun ob seiner dauerhaften Probleme, das Mittelgewichtslimit von 72,5 kg zu bringen, ins Supermittelgewicht aufsteigen und dort in einem Turnier gegen die Stars der Gewichtsklasse antreten will, hält Sturm für einen sehr interessanten Plan. Und auch wenn er dank seines ausgeklügelten Ernährungsplans das Kampfgewicht schon am vergangenen Montag brachte, will er einen eigenen Aufstieg nicht ausschließen. "Für mich wäre es ein reizvolles Ziel, der erste Deutsche zu sein, der in drei Gewichtsklassen WM-Titel gewinnt", sagt er.

Zunächst jedoch gilt alle Konzentration dem kommenden Gegner. Zumal jeder Sturm-Kampf in diesen Tagen, in denen Universum um einen neuen TV-Partner für die Zeit nach Herbst 2010 buhlen muss, in die Bewerbungsmappe eingeht. "Natürlich will ich alles tun, um Universum zu helfen, das ZDF von einer weiteren Kooperation zu überzeugen", sagt Sturm, der sich jedoch auch über das kolportierte Interesse von RTL freut. Die Macher des Kölner Privatsenders übertragen die Formel 1 und sitzen deshalb auch in der Ring-Arena am Ring. Ein überzeugender Sieg wäre deshalb auch ein Schritt in eine sichere Zukunft.