Der Rothenbaum hat sich offenbar gründlich verzockt. Rund 250.000 Euro fehlen. Kann Tommy Haas das traditionelle Tennis-Turnier aufwerten?

Hamburg. Die Frage ist eigentlich nicht mehr, ob für Bet-at-home geworben werden darf. Die Auseinandersetzungen der vergangenen drei Wochen zwischen dem Tennisturnier am Rothenbaum (20. bis 26. Juli) und dem Hamburger Senat haben dem österreichischen Wettanbieter bereits mehr Bekanntheit verschafft, als man durch ein Titelsponsoring vermutlich je erreichen könnte.



Das ist seit gestern ohnehin hinfällig. Die Behörde für Inneres hat dem Veranstalter der German Open, der Hamburg Sports & Entertainment, die Werbung für Bet-at-home untersagt. Der Senat beruft sich dabei auf den Glücksspielstaatsvertrag. Darin verpflichten sich alle Bundesländer seit 1. Januar vergangenen Jahres, die Spielsucht zu bekämpfen. Die Werbung für Internet-Glücksspiele ist dabei ausdrücklich ausgeschlossen.


Die Behörde, sie wusste seit drei Monaten von den Plänen, sei "nach Auswertung aller sachlichen Argumente" zu dem Schluss gekommen, dass der Name Bet-at-home "für ein nach den deutschen Gesetzen illegales Glücksspielangebot" stehe. Daran ändere auch der Wegfall des Zusatzes ".com" nichts, mit der das österreichische Unternehmen auf eine Klageandrohung der Spielbanken Schleswig-Holsteins reagiert hatte.


Bet-at-home-Sprecher Claus Retschitzegger wollte den Vorgang nicht kommentieren: "Uns ist bisher noch keine Ordnungsverfügung zugestellt worden. Erst wenn wir den Inhalt kennen, können wir das weitere Vorgehen beraten." Der Wettanbieter beruft sich bei seiner Interpretation der Rechtslage auf eine gültige Lizenz im EU-Land Malta und darauf, dass der Staatsvertrag mit europäischem Recht unvereinbar sei.


Allerdings rechnet man auch bei Bet-at-home offenbar nicht mehr damit, bei einem Hamburger Gericht eine einstweilige Verfügung gegen das Veto der Behörde erwirken zu können. Erst im Februar 2008 hatte das Hanseatische Oberlandesgericht ein Bet-at-home-Werbebanner von der Internet-Homepage der Vierschanzentournee entfernen lassen. Auch die Engagements beim Bayerischen Tennisverband und dem Eishockeyteam Nürnberg Ice Tigers werden derzeit kritisch geprüft.

Somit hat sich der Rothenbaum offenbar gründlich verzockt. Rund 250.000 Euro wollte sich Bet-at-home sein Engagement kosten lassen. Weitere 200.000 Euro Zuschuss waren von der Hamburg Marketing GmbH mündlich zugesagt. "Einen Vertrag darüber gibt es bislang aber nicht", räumte Turnierdirektor Michael Stich ein. Das öffentliche Geld dürfte nur fließen, wenn das umstrittene Logo umgehend von allen Werbeflächen getilgt wird - gestern Abend firmierte das Turnier auf der Homepage noch als Bet-at-home Open. "Fest steht aber, dass das Turnier stattfindet", versichert Stich. Schon weil sonst eine Konventionalstrafe von einer Million Euro fällig wäre.


Geld, um Stars mit Antrittsprämien zu locken, hat Stich freilich nicht. Entsprechend unwahrscheinlich ist, dass er Wimbledon-Halbfinalist Tommy Haas zu einem Start in seiner Geburtsstadt bewegen kann. "Ich werde ihn noch einmal anrufen und fragen, ob er nicht doch Lust hat, eine Wildcard zu nehmen", sagte der Turnierchef, "aber Sand ist nun einmal nicht sein Belag." Rasen war es bis vor wenigen Wochen allerdings auch nicht ...