Hamburger wehrt vor Abbruch wegen Dunkelheit zwei Matchbälle ab.

London. Erst staunte er nur, dann spielte er mit, und zwischendurch konnte Philipp Kohlschreiber den großen Roger Federer bei seinem Centre-Court-Debüt in Wimbledon sogar ein wenig ärgern. Am Ende aber stand dann doch die erwartete 3:6, 2:6, 7:6 (7:5), 1:6-Niederlage gegen den Schweizer, das Aus in der dritten Runde der 123. All England Championships und die Erkenntnis: "Ich bin einfach an seiner überragenden Qualität gescheitert." Sogar der Eintrag in die Geschichtsbücher wurde dem Augsburger verwehrt: Im Gegensatz zur Wettervorhersage blieb es während des gesamten Matches trocken, das neue Dach wurde also noch nicht eingeweiht.

"Ich denke, das ist ein Platz wie jeder andere", hatte Kohlschreiber vor seinem ersten Auftritt in der "Kathedrale des Tennis" (Pete Sampras) gesagt. Als er aber gegen 13 Uhr Ortszeit das mit knapp 15 000 Zuschauern gefüllte Stadion betrat, wirkte der 25-Jährige dennoch etwas unruhig. Besondere Nervosität aber stritt er ab: "Ich bin ganz locker in das Spiel gegangen und habe Spaß gehabt." Als das Match um 13.09 Uhr begann, überrannte Federer den Deutschen geradezu. Kohlschreibers Plan, "ich muss versuchen, das Match lange offen zu halten", ließ sich nicht verwirklichen. Das Gegenteil war der Fall. Er gab die ersten sieben Punkte in Folge ab, verlor seine ersten beiden Aufschlagspiele und lag schnell mit 0:4 zurück.

"Ich glaube, er war irgendwie vor mir gewarnt. Er hat von Anfang an hohes Tempo gespielt und wollte jeden Punkt gewinnen", meinte Kohlschreiber: "Ich war vielleicht auch zu aggressiv und habe am Anfang auch nicht so gut aufgeschlagen."

Auf der Gegenseite war der Star der Szene mit sich und der Welt zufrieden. "Das war mein bestes Spiel im bisherigen Turnier", sagte Federer: "Es ist ein tolles Gefühl weiterzukommen und dabei nicht zu viel Energie zu verlieren." 2:31 Stunden dauerte die Partie. Der Weltranglistenzweite spielt nun im Achtelfinale am Montagnachmittag gegen den Schweden Robin Söderling. Beide Spieler standen sich erst vor drei Wochen bei Federers Dreisatz-Triumph bei den French Open in Paris im Finale gegenüber.

Immerhin den dritten Durchgang konnte "Kohli", die Nummer 32 der Welt, gegen Federer für sich entscheiden. Er brachte dem Schweizer damit den ersten Satzverlust im Turnier bei. "Ich habe da viel Energie reingesteckt und sehr gut gespielt", meinte der Verlierer, "das Einzige, was mich ärgert, ist, dass ich danach nicht dranbleiben konnte."

Tommy Haas wurde am Abend von der Dunkelheit bei dem Versuch gestoppt, zum zweiten Mal nach 2007 das Achtelfinale in Wimbledon zu erreichen. Das Match des gebürtigen Hamburgers gegen den Kroaten Marin Cilic musste beim Stand von 7:5, 7:5, 1:6, 6:7 (3:7), 6:6 unter am Ende irregulären Bedingungen wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Die Partie wird am Sonnabend als zweites Spiel nach 14 Uhr MESZ fortgesetzt. Haas hatte etwas Pech, als er im vierten Satz beim Stand von 5:4 zwei Matchbälle nicht nutzen konnte. Im fünften Satz wehrte er dann selbst zwei Matchbälle Cilics ab.