Jonas Folger (15), Stefan Bradl (19) und Sandro Cortese (19) sorgen in den ersten sechs Rennen der Saison mit guten Platzierungen für Aufsehen. Ein Grand-Prix-Sieg ist das Ziel des schnellen Trios.

Hamburg. Eines stellt Sandro Cortese gleich am Anfang des Gesprächs klar: "Im Straßenverkehr fahre ich kein Motorrad. Das tut keiner von uns. Das ist allen zu gefährlich."

Sandro Cortese, 19 Jahre alt, ist Motorradrennfahrer (Marke: Derbi), einer der besten der Welt in der Klasse bis 125 cm⊃3;. Mit seinen Aprilia-Kollegen Stefan Bradl (19) und Jonas Folger (15) präsentierte er sich vor dem Großen Preis der Niederlande in Assen (27. Juni) in Hamburg. Die drei Leichtgewichte rasen in dieser Saison noch im Windschatten des großen Erfolges. Folger wurde in Le Mans Zweiter, Cortese, der in jedem der sechs Rennen punktete, beim abgebrochenen Auftakt in Doha (Katar) Dritter. In der WM-Wertung liegen Folger und Cortese mit 45 Punkten auf Platz sieben, Bradl (34) ist Zehnter. Der Spanier Julian Simon (22), der sich zuletzt in Barcelona eine Runde zu früh freute und damit seinen zweiten Saisonsieg verjubelte, führt mit 84 Punkten.

In der Achtelliterklasse werden im Rennen Geschwindigkeiten um die 220 km/h gefahren, Bradls im Training gemessene 245,9 km/h gelten als Weltrekord. "Auf der Straße aber werden 90 Prozent aller Unfälle mit Motorrädern von Autofahrern verursacht", sagt Cortese, "du kannst deine Maschine noch so gut beherrschen, wenn dich jemand übersieht oder deine Geschwindigkeit falsch einschätzt, hast du keine Chance." Dass Motorradfahrer zum Leichtsinn neigen und im Rausch des Tempos Gefahren ausblenden, räumt der Deutschitaliener aus Ochsenhausen mit schwäbischem Akzent ein: "Daher rate ich jedem, erst mal auf einer geschlossenen Rennstrecke zu üben. Wer seine Maschine nicht beherrscht, riskiert sein Leben und das anderer Menschen."

Die Gefahren im Rennen seien dagegen überschaubar, meint Cortese, der einen angedachten Umzug nach Hamburg aus Zeitgründen ("Ich bin acht Monate im Jahr nicht zu Hause") auf einen unbestimmten Termin verschoben hat. "Die Stürze sehen spektakulär aus, wir sind jedoch gut geschützt." Neben dem Helm dämpft ein Anzug aus Rind- und Känguruleder mit Protektoren an Knien, Schultern, Ellenbogen und Brust die Folgen eines Aufpralls. Schwere Prellungen und Brüche seien selten. Die Schutzkleidung kostet um die 5000 Euro (Saisonetat: 800 000 Euro). In einer Saison mit 17 WM-Rennen werden bis zu zehn Anzüge verschlissen.

An die Gefahren seines Sports hat Jonas Folger aus dem oberbayerischen Schwindegg, der jüngste Grand-Prix-Pilot 2009, wenig Gedanken verschwendet. "Ich konzentriere mich auf mich und meine Gegner", sagt der 15-Jährige, der einen Mofa-Führerschein hat. Auch Vater Jakob Folger jr. plagt keine Angst um seinen Sohn: "Passieren kann überall was. Jonas fährt seit seinem vierten Lebensjahr Motorrad und hat in vielen Rennserien ein unglaubliches Gefühl für seine Maschinen entwickelt. Er beherrscht sie wie im Schlaf." Unterschätzt haben die Folgers nur den schnellen Aufstieg des Filius in die Weltliga. Das Lernen kommt dabei zu kurz, seit drei Jahren besucht Jonas eine Montessori-Schule. Motto des privaten Lehrinstituts: "Helfe mir, es selbst zu lernen." Englisch, die Sprache des Fahrerlagers, haben ihm seine Kollegen beigebracht. Über seine Grand-Prix-Erlebnisse berichtet Jonas nun regelmäßig im Unterricht - inzwischen auf Englisch.

Stefan Bradl aus Obergriesbach, Sohn des ehemaligen Vizeweltmeisters (1991) Helmut Bradl, hat bereits zwei Grand Prix gewonnen, beide 2008. In der vergangenen Saison fuhr er bis zum Schluss um den WM-Titel mit. Am Ende wurde er Vierter. "In diesem Jahr läuft es noch nicht so gut", sagt Bradl, "ich bin einige Male gestürzt." Eine Knochenabsplitterung in der rechten Hand behinderte ihn zuletzt beim Beschleunigen und Bremsen. In acht Tagen in Assen will er wieder voll angreifen. "Wegen der zahlreichen deutschen Fans, die dorthin reisen, hat das Rennen immer ein besonderes Flair."

Eines haben sich Folger, Cortese und Bradl in Hamburg versprochen: "Wir werden unsere Anhänger nicht enttäuschen. Mindestens einer von uns steht in Assen auf dem Podest!" Gute Fahrt!