Bürgermeister Ole von Beust findet während der Hamburg Soirée klare Worte und kritisiert das überhebliche Auftreten einiger Bremer Spieler.

Hamburg. Der Hamburger Bürgermeister trifft den Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, Ole von Beust (54) Oliver Bierhoff (41). Konstellationen dieser Art bringt nur die Hamburg Soirée zustande. Sie fand zum zwölften Mal im renovierten Gobelinsaal des Hotels Vierjahreszeiten an der Binnenalster statt. Vor Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Sport brachten die Moderatoren Christian Hinzpeter und Abendblatt-Chefreporter Jens Meyer-Odewald die prominenten Gästen erneut zu ungewöhnlichen Bekenntnissen.

„Es waren anderthalb sehr schöne Jahre in Hamburg, einer wunderschönen Stadt. Im Nachhinein bedauere ich, dass ich nicht die Ruhe und Geduld aufgebracht habe, mich damals beim HSV durchzubeißen. Aber ich war auch erst Anfang 20“, sagte Bierhoff. Allerdings habe Trainer Willi Reimann „nicht gerade auf mich gebaut“. Bierhoff stürmte von 1988 bis 1990 für den HSV. In 34 Bundesligaspielen erzielte der spätere Europameister und Torschützenkönig der italienischen Serie A sechs Treffer.

Einer, mit dem er in dieser Zeit zusammenspielte, war Bruno Labbadia. Der wird jetzt Trainer beim HSV. „Ich habe Bruno als Mitspieler und Konkurrenten beim HSV kennen- und schätzengelernt. Wir sind trotz unserer Interessenkollision immer sehr fair miteinander umgegangen. Das spricht für seinen Charakter.“ Labbadia sei der richtige Trainer für den HSV, glaubt Bierhoff. „Mit ihm kann der Klub mittelfristig etwas aufbauen. Bruno ist gegenüber modernen Trainingsmethoden und Datenbanken aufgeschlossen. Das gefällt mir. Er liegt mit seiner Philosophie auf einer Wellenlänge mit Sportchef Dietmar Beiersdorfer und den HSV-Vorständen Bernd Hoffmann und Katja Kraus. Das kann was werden.“

Dass Vorgänger Martin Jol ein Jahr vor Vertragsende den HSV zu Ajax Amsterdam verließ, hält Bierhoff „für keine positive Entwicklung des Fußballs. Wir müssen wieder dahin kommen, dass Verträge etwas gelten.“ Das sei doch Ehrensache. Von Beust sah den Wortbruch Jols weniger kritisch: „Man sollte Sportlern keine Zwangsloyalität abtrotzen. Jeder Trainer ist zu ersetzen.“ Der Bürgermeister räumte jedoch ein, „dass ich mich gerade an den wortkargen Stil Martin Jols gewöhnt hatte. Jetzt muss ich mich wohl auf längere Statements einstellen.“ Im Rückblick auf die vergangene Saison, meinte von Beust, habe dem HSV „vielleicht der letzte Kick gefehlt. Wenn ich nun höre, wie viel Feuer und Ehrgeiz Bruno Labbadia mitbringt, hoffe ich, dass wir demnächst Besuch auf dem Rathausbalkon bekommen werden.“

Ganz ohne Kommentar zu Werder Bremen wollte der Bürgermeister die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Die Bremer hatten im April und Mai den HSV aus zwei Wettbewerben geschossen. „Zum sportlichen Erfolg kann ich Werder nur gratulieren“, sagte von Beust, „dass überhebliche Auftreten einiger Bremer Spieler nach ihren Siegen im Uefa- und DFB-Pokal hat mir aber missfallen. Ich erwarte von Spitzensportlern, sie sind schließlich für viele Menschen Vorbilder und eine gewisse moralische Instanz, im Falle des Sieges wie der Niederlage anständiges und respektvolles Verhalten gegenüber ihren Gegnern und den Zuschauern.“

Das ist auch Bierhoffs Anliegen. „Wir müssen unseren Nachwuchs zu mehr Verantwortung und Respekt erziehen. Das versuchen wir beim Deutschen Fußball-Bund umzusetzen.“ Als ersten Erfolg wertet der Nationalmannschafts-Manager, „dass die jungen Spieler inzwischen ihre Socken und Trikots richtig herumgedreht für den Zeugwart hinlegen“.