Ruslan Chagaev sei kampffähig gewesen, sagt Poszwa im Abendblatt-Interview. Universum habe keine Fehler begangen.

Helsinki. Abendblatt: Herr Poszwa, wie ist – nach einer Nacht und der Marathonsitzung aller Beteiligten – Ihre Sicht der Dinge?

Dietmar Poszwa (Mitglied der Universum-Geschäftsführung): Wir sind der Auffassung, dass der finnische Verband eine falsche Entscheidung getroffen hat. Es ist ein großer Schaden für den gesamten Boxsport entstanden, und das bedauern wir sehr.

Abendblatt: Die Regeln des finnischen Verbandes scheinen zu besagen, dass eine Gesundheitsgefährdung die Sanktionierung eines Kampfes unmöglich macht. Warum ist es dann ein Fehler, diese Regel umzusetzen?

Poszwa: Weil die Werte, die der am Donnerstag veranlasste Nachtest aufwies, unverändert zu den Werten waren, die Ruslan seit Jahren aufweist. Er war kampffähig, das hat uns auch der renommierte Ringarzt Walter Wagner bestätigt, der den Kampf in Deutschland sanktioniert hätte.

Abendblatt: Es gab schon seit Wochen Gespräche darüber, dass die Werte ein Problem sein könnten, und in der Kampfwoche wurde desöfteren über eine Absage spekuliert. Der Nachtest soll schon am Montag gefordert worden sein. Warum wurde bis zuletzt mit der Absage gewartet?

Poszwa: Das weiß ich nicht, ich werde das nicht kommentieren oder mit irgendetwas spekulieren. Natürlich ist es aber auch uns komisch vorgekommen, dass beispielsweise eine australische Zeitung schon am Freitagmittag die Kampfabsage verbreitete und einen Ersatzgegner vermeldete. Das alles muss jetzt der Weltverband klären.

Abendblatt: Müssen Sie sich nicht auch vorwerfen, zu spät auf die vielen Gerüchte reagiert zu haben? Hätten Sie nicht früher für Klarheit sorgen müssen?

Poszwa: Das möchte ich entschieden zurückweisen. Universum hat keinen Fehler gemacht, wir haben zu 100 Prozent die Vorgaben des Weltverbands und des finnischen Verbands erfüllt, wir haben sogar den Nachtest gemacht, obwohl wir alle erforderlichen Unterlagen vorgelegt hatten. Der Fehler liegt beim finnischen Verband.

Abendblatt: Wie gehen Sie jetzt in dieser Sache weiter vor?

Poszwa: Zunächst einmal warten wir die Entscheidung des Weltverbandes ab. Vorher machen irgendwelche Verhandlungen oder Schritte ja keinen Sinn. Wenn wir Klarheit haben, werden wir die weiteren Schritte beschließen. Wir behalten uns jegliche rechtlichen Schritte vor, hoffen aber natürlich, dass der Kampf so schnell wie möglich neu angesetzt wird. Wir alle wollen sportlich herausfinden, wer denn nun der wahre WBA-Weltmeister ist.