Eigentlich hat Breido Graf von Rantzau in diesen Tagen wirklich genug zu tun. Schließlich finden vom 18. bis 21. Juni in der Nähe von Itzehoe die traditionsreichen Breitenburger Reitertage statt.

Hamburg - Doch statt sich um sein Turnier zu kümmern, muss sich der Graf derzeit vor allem auf das Thema Doping konzentrieren. Als Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) trat er am Donnerstag eine wahre Lawine los: Als Konsequenz aus den Dopingvorwürfen wurden alle Kader für die Spring, Dressur- und Vielseitigkeitsreiter gestrichen sowie der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum bis auf Weiteres gesperrt. Eine unabhängige Kommission soll nun für Klärung sorgen.

Für ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky kam die Nachricht völlig überraschend. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Verband so entschlossen durchgreift", sagte er dem Abendblatt. Für den ARD-Mann aber die genau richtige Entscheidung: "Das sollte Modellcharakter für andere Verbände haben."

Inwieweit die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Einfluss genommen haben, ist unklar. Klar ist: Nach den überraschenden Aussagen von Ludger Beerbaum über den Missbrauch von Medikamenten ("Im Laufe der Jahre habe ich mich darauf eingerichtet, auszuschöpfen was geht") hatte Balkausky gemeinsam mit ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz am Dienstag entschieden, die Verhandlungen mit dem Reiterverband über einen neuen TV-Vertrag (Honorar pro Jahr eine Million Euro) für die Live-Berichterstattung sofort abzubrechen: "Diese Aussagen waren für uns inakzeptabel."

Breido Graf von Rantzau bestreitet indes jeden Zusammenhang. Der Termin für die außerordentliche Sitzung des Verbandes habe festgestanden, bevor die Öffentlich-Rechtlichen die Verhandlungen abgesagt hätten.

Auch Balkausky vermag nicht zu beurteilen, welche Rolle der Druck der TV-Sender gespielt haben: "Das ist allein Sache des Verbandes. Aber ich bin sehr froh über diese Entscheidung." Daher wird ab sofort auch wieder verhandelt. Der Wille zum Kampf gegen das Doping sei inzwischen, so Axel Balkausky, ein K.-o.-Kriterium für Fernsehverträge: "Diesen Willen müssen wir erkennen."

Nur: Wie passt dies zu den Live-Übertragungen der anstehenden Tour de France, die seit Jahren als dopingversucht sieht? Balkausky: "Wir dürfen nicht ausgerechnet die Verbände bestrafen, die jetzt entschlossen kontrollieren. Und diese Entschlossenheit sehen wir inzwischen auch bei den Tour-Veranstaltern. So werden Blutproben jetzt über Jahre eingelagert, um auch später noch Kontrollen durchzuführen."

Unterdessen droht den deutschen Reitern neuer Ungemach vom Weltverband FEI. Mitglieder des mächtigen FEI-Bureaus in der Schweiz haben den Antrag gestellt, Reiter Marco Kutscher (Hörstel), den Tierarzt Björn Nolting und den früheren FN-Generalsekretär Hanfried Haring (Warendorf) von internationalen Veranstaltungen zu suspendieren. Hintergrund der Forderungen sind die bislang ungeklärten Umstände bei der Behandlung von Kutschers Pferd Cornet Obolensky während der Olympischen Spiele 2008 in Hongkong. Haring, selbst Mitglied des FEI-Bureaus, wird vorgeworfen, die FEI von den Vorfällen nicht informiert zu haben. Damit würde in der Doping-Affäre erstmals auch ein Funktionär bestraft werden.

Und die Breitenburger Reitertage? Breido Graf zu Rantzau ist überzeugt, dass die aktuelle Dopingdiskussion sein Turnier nicht belasten wird: "Wir machen die Veranstaltung seit den 50er-Jahren. Es hatte immer seinen Stellenwert in der Region." Um die Organisation muss sich indes dies mal mehr denn je seine Frau kümmern. Er selbst ist in der aktuellen Dopingfrage weiter gefordert.

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