Kiezkicker verpassen Sprung auf Platz drei. Stanislawski verhängt seinen Spielern Maulkorb. Trojan verlängert.

Frankfurt. Der Schock saß tief, Enttäuschung und Ärger waren nicht zu übersehen. Wort- und grußlos begaben sich die Spieler des FC St. Pauli nach der 0:1-Niederlage beim FSV Frankfurt in die Kabine. Die Medienvertreter hatten Stift und Zettel vergebens bereitgehalten. Der Mannschaft war von Holger Stanislaw direkt nach dem Abpfiff des guten Schiedsrichters Christian Schößling ein Sprechverbot auferlegt worden. St. Pauli als schlechter Verlierer. Der Trainer selbst hatte in der Kabine dagegen erhöhten Redebedarf.

87 Minuten lang hatten es seine Spieler versäumt auf der parallel stattfindenden Klub-Weihnachtsgala in Hamburg für Stimmung zu sorgen. Ein 3:0-Sieg war möglich - vielleicht sogar ein 5:0. Sie hätten in der ersten Halbzeit nur zugreifen müssen, der schwache Gegner bot die freie Auswahl, ließ St. Pauli ausreichend Platz. Am Ende erschien der direkt nach der Niederlage mit dem Flugzeug nach Fuhlsbüttel geeilte braun-weiße Tross aber mit hängenden Schultern und einer völlig unnötigen Pleite im Ballsaal der Südtribüne am Millerntor.

Im mit 7711 Zuschauern (darunter 4000 St. Paulianer) spärlich gefühlten Kühlschrank Commerzbank-Arena (Fassungsvermögen: 53 000) diktierten die Hamburger zumindest über 60 Minuten zwar fast nach Belieben, fanden trotz erdrückender spielerischer und physischer Dominanz aber nicht den Weg ins Tor. Der realistische Traum, nach einer beeindruckenden Hinrunde unter den Top Drei der Zweiten Liga zu überwintern, blieb eine schöne Illusion. Zum Ausklang des Jahres konterkarierte die Mannschaft ihre zuvor gezeigten guten Leistungen und geht mit einem Negativerlebnis in die Spielpause.

"Wer weiß, wofür das gut ist", bemühte Sportchef Helmut Schulte Zweckoptimismus. Stanislawski wurde da schon deutlicher als sein Manager: "Wir haben hier selbst Schuld gehabt. In der Offensive hat es bei uns an Zielstrebigkeit gefehlt. Das ist dann auch eine Qualitätsfrage und hat auch etwas mit nötiger Konzentration zu tun. Wir haben vor dem gegnerischen Tor zu oft noch einmal quer gespielt, um ein noch schöneres Tor zu erzielen."

Über ein Geschenk dürfen sich St. Paulis Fans kurz vor Weihnachten aber dennoch freuen. Nach Abendblatt-Informationen ist sich der Verein mit Mittelfeldspieler Filip Trojan, der wegen einer Nasenoperation in Frankfurt fehlte, darüber einig, den am Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern. Damit wäre Trojan nach Timo Schultz und Carsten Rothenbach der dritte Leistungsträger, der am Millerntor bleiben will. Noch sind allerdings letzte Details zu klären. Ein schwacher Trost - aber immerhin.


FSV: Klandt - Weissenfeldt, Barletta, Husterer, Noll - Mehic, Y. Mokhtari - Mikolajczak (65. O. Mokhtari), Kreuz - Ulm, Cenci.

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Gunesch, Eger, Kalla - Boll - Bruns, Ludwig, Hoilett (71. Hennings), Brunnemann (84. Sismanoglu) - Ebbers (71. Sako).

Tore: 1:0 O. Mokhtari (88.).

Schiedsrichter.: Schößling (Leipzig). Zuschauer: 7711. Gelb: Ludwig (4) Brunnemann (3) - Ulm (3), Y. Mokhtari.