Hamburg. Sein Name steht als Synonym für die goldene Handball-Ära in der Hansestadt: Otto Maychrzak. Gestern nahm Hamburg Abschied von seinem besten Handballspieler, der mit dem SV Polizei in den 50er-Jahren insgesamt achtmal deutscher Meister wurde. Maychrzak, der am 19. November im Alter von 75 Jahren einer Lungenembolie erlag, wurde am Morgen im Beisein von 150 Angehörigen, Freunden und Weggefährten auf dem Niendorfer Friedhof Promenadenstraße beigesetzt.

Zum gesamtdeutschen Handballidol machte Maychrzak seine gefürchtete Wurfgewalt, die dem 1,92-Meter-Hünen mit der Schuhgröße 47 bald den Spitznamen "Atom-Otto" eintrug. Die Legende will es, dass er in einem seiner insgesamt 29 Länderspiele, in denen er insgesamt 124 Tore machte, das Gehäuse mit einem Lattentreffer zum Umkippen brachte. Ein anderes Mal soll ein Ball vom Abpraller bis zum eigenen Torwart zurückgeflogen sein.

Doch Maychrzaks einzigartiges Handballgenie trug ihm nicht nur sportliche Erfolge wie WM-Silber (1954) und -Bronze (1958) ein - es hat ihm womöglich sogar das Leben gerettet. Als ihn 1944 die Wehrmacht einzog und nach Berlin versetzte, musste er fortan für die dortige SG auf Torejagd gehen, während seine Kameraden in die Normandie abkommandiert wurden. Von 120 Männern kamen nur 20 zurück. "Mein Talent, das war mein Glück", pflegte Maychrzak deshalb zu sagen.

Bei der Verbrecherjagd war der Vater zweier Kinder später kaum weniger erfolgreich als bei der Torejagd. Von 1948 bis 1987 stand Maychrzak in Diensten der Hamburger Polizei, zuletzt als Kriminalhauptkommissar. Zwischenzeitlich absolvierte er eine Ausbildung als Bilanzbuchhalter.

In seiner Freizeit engagierte sich der passionierte Segler lange als Handballtrainer, Fußballschiedsrichter im Betriebssport und Elmshorner CDU-Ratsmitglied. "Er war bis zu seinem plötzlichen Tod sehr aktiv", erzählt Ingeborg Müller (61), seit 25 Jahren Maychrzaks Lebensgefährtin.

Zuletzt war seine Gesundheit allerdings stark angegriffen. Im Frühjahr 2001 wurde dem Herzschrittmacherträger ein Magentumor entfernt. Den Krebs besiegte er, doch vor zwei Monaten folgte ein weiterer Rückschlag: Wegen einer bedrohlichen Erweiterung der Aorta musste er in Elmshorn operiert werden.

Erst Anfang November war Maychrzak in sein Haus in Voßloch (Gemeinde Bokholt-Hanredder) bei Elmshorn zurückgekehrt. Am 19. starb er in den Armen seiner Lebensgefährtin.