Der Präsident sieht den Verein für den Neubau der Haupttribüne am Millerntor gerüstet und hofft auf einen Kredit.

Überaus harmonisch und ungewöhnlich unaufgeregt ging es im Saal 2 des CCH zu. Viele schienen bereits eine Vorahnung gehabt zu haben und blieben der Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli fern. 352 anwesende (stimmberechtigte) Mitglieder bedeuteten nach den turbulenten Veranstaltungen der letzten Jahre einen Minus-Rekord und bewiesen bei den wenigen Entscheidungen Einigkeit. Das Präsidium wurde ohne Gegenstimme entlastet, die Änderungen der Satzung mit breiter Mehrheit verabschiedet, und beim kollektiven Applaus, der bei der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung mit Trainer Holger Stanislawski (bis 2012) seine maximale Lautstärke erreichte, scherten nur wenige aus. Die fast schon traditionelle deutsche Meisterschaft der Rugby-Frauen und die Aufstiege sämtlicher Tischtennismannschaften nötigten weitere Zustimmung ab, Günther Merckel und Idol Harald Stenger wurden bei ihren Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft mit Standing Ovations gefeiert.

Kritik gab es einzig vom Aufsichtsrat. Michael Burmester, Vorsitzender des Gremiums, rügte die weiterhin stark verbesserungswürdige Kommunikation seitens des Präsidiums. So würden die Kontrolleure regelmäßig vor Entscheidungen gestellt, die binnen 24 Stunden zu treffen seien: "Die vorherrschende Ignoranz uns gegenüber ist nicht nachvollziehbar."

Corny Littmann zeigte keine Reaktion. Zuvor hatte der Präsident in seiner Rede eine positive Jahresbilanz gezogen. "Wir haben einen Gewinn von 304000 Euro erwirtschaftet und eine Südtribüne, die ebenso unverwechselbar ist wie der FC St. Pauli selbst." Im Zuge der für Mai 2009 geplanten Fortsetzung des Stadionneubaus appellierte der 56-Jährige noch einmal an die benötigten Kreditgeber, um die insgesamt 14 Mio. Euro teure neue Haupttribüne zu realisieren. "Wir als Verein sind bereit und haben bereits eine stattlich Anzahl von Interessenten für die Separees", so Littmann, "Deutsche Bank, was willst du mehr?"

Bis zum Jahresende soll eine Entscheidung fallen, ob der Klub 2009 den Neubau weiterführen kann. "Wenn nicht, dann bauen wir halt ein Jahr später", sagte Littmann emotionslos, wissend, dass es in seinem siebten Amtsjahr als Präsident so ruhig wie nie zuvor zugeht.