Sowohl der Tabellen-Fünfte als auch der Siebte der Bundesliga haben mehr Gegentore als Schlusslicht Cottbus.

Hamburg. Tim Wiese war bedient. Aber nicht unglücklich. Zwar hatte er seinen ersten Auftritt für die deutsche Nationalmannschaft beim 1:2 gegen England verloren, dabei jedoch nur einmal hinter sich greifen müssen. Ein Szenario, das dem Torwart Werder Bremens in der aktuellen Saison bei 24 Gegentoren in 13 Spielen nicht allzu oft widerfahren war. Nicht umsonst hatte sich der DFB-Neuling zuletzt öffentlich lautstark über seine Vorderleute beschwert.

Das wiederum ist ein Szenario, welches Frank Rost zuletzt häufiger widerfahren ist, als dem HSV-Keeper lieb ist. Nach drei 0:3-Auswärtsniederlagen musste der 35-Jährige trotz überlegen geführter Partie in Berlin zweimal hinter sich greifen. Am Wochenende treffen nicht nur die beiden gebeutelten Torhüter im Nordderby (17 Uhr, Nordbank-Arena) aufeinander, es ist auch der Vergleich der beiden Wackel-Defensiven der Bundesliga. Schließlich habe beide Teams trotz vergleichbar guter Tabellenpositionen (HSV Fünfter, Werder ist Siebter) das Kunststück vollbracht, mehr Gegentore kassiert zu haben als das Bundesliga-Schlusslicht Cottbus. "Uns fehlt die Sicherheit", klagt Rost, "aber die kriegen wir nur, wenn wir unsere Fehler abstellen."

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Leichter gesagt als getan. Statistisch ist der HSV in der aktuellen Saison nicht nur seltener in Bedrängnis, sondern auch zweikampfstärker (51 Prozent gewonnen, 2007/2008 waren es nur 50 Prozent), genauso viel im Ballbesitz (53 Prozent) und bei Standards mit zehn Toren gegenüber sieben aus der Vorsaison zum gleichen Zeitpunkt.

Dennoch fielen bereits elf Gegentore mehr als unter dem ehemaligen Trainer Huub Stevens. "Wir haben leider nicht einen klaren Fehler, sondern immer gleich eine Kette vieler kleiner Fehler in unseren Spielen", analysiert Jol, der hauptsächlich die fehlende personelle Konstanz für die Unsicherheiten in der HSV-Defensive verantwortlich macht. "Uns fehlen durch häufige Wechsel die Konstanz und die Balance in den Mannschaftsteilen."

Besonders auffällig ist, dass nur in zwei aufeinander folgenden Spielen bislang die gleiche Startelf auf dem Platz stand. Nach dem 2:0-Heimsieg gegen Stuttgart folgte jedoch ein ernüchterndes 0:3 in Hannover. Jols These unterstützend muss jedoch erwähnt sein, dass zwischen dem DFB-Pokalspiel gegen Bochum (2:0) und dem 2:1 in Zilina sechs Pflichtspiele in Folge die gleiche Viererkette agierte und dabei fünf Siege und ein Unentschieden (Torverhältnis: 10:3) heraussprang. Allein der Achillessehnenriss bei Thimothee Atouba unterbrach die wieder erstarkte Defensive - in Hoffenheim folgte ein bitteres 0:3.

Und der Ausfall des Kameruners darf durchaus als eines der Kernprobleme der aktuellen Defensivschwäche gesehen werden. Zumindest statistisch, denn in der vergangenen Saison fielen neun Gegentore über die linke HSV-Seite - genauso viel, wie die Mannschaft um den gesperrten Kapitän David Jarolim in der aktuellen Saison bereits nach dem 13. Spieltag kassiert hat. Ebenso vakant scheint das defensive Zentrum, das mit neun Toren der Gegner ebenfalls sein Soll aus der gesamten Vorsaison nach nur 13 Spielen extrem früh aufgebraucht hat. "Probleme hatten wir bislang vor allem über die rechte Seite", so Jols leicht verwundernde Aussage - es sei denn, er meint die rechte gegnerische Seite ...