Die Tabellenführung ist dank des Punktelieferanten wieder in Reichweite. Nach Leverkusen patzte am Sonntag auch Hoffenheim.

Hamburg. "Das Ding ist einfach drin, und keiner weiß, warum. Er macht aus dem Nichts heraus Tore." (Piotr Trochowski)

"Er ist ein Stürmer, den man kaum sieht, der aber immer gefährlich ist." (Sebastian Kehl)

Die Rede ist - natürlich - von Mladen Petric, der mit seinem Tor und seiner Vorlage zum Treffer von Ivica Olic den 2:1-Sieg gegen Dortmund möglich machte. Ausgerechnet Petric, der ehemalige Borusse.

Ein Drehbuch hätte nicht kitschiger sein können, doch an einen Zufall mag man nicht denken, denn: Der Kroate entwickelt sich immer mehr zum Mann der entscheidenden Tore, zum Punktelieferant der Hamburger. Auch beim 3:2 gegen Leverkusen, dem 1:0 gegen Mönchengladbach und dem 2:1 gegen Cottbus machte Petric den Unterschied aus. Nicht zu vergessen seine Vorlage zum 2:1 von Joris Mathijsen gegen den KSC. Ohne ihren Torjäger wären die Hamburger, denen der spielerische Glanz seit Wochen abgeht, nur graues Mittelmaß.

"Ich bin kein Träumer", entgegnete der 27-Jährige spontan auf die Frage, ob er sich so seinen Traumtag vorgestellt hatte. Dabei verriet Co-Matchwinner Olic, dass sein Stürmerkollege sehr wohl unter Druck gestanden hatte: "Mladen war besonders motiviert, mehr als normal, schließlich fielen in der Vergangenheit einige schlechte Worte über ihn in Dortmund."

Selbstbewusstsein, Effektivität, Cleverness - diese Umschreibungen hörte man immer wieder am Wochenende, wenn es um Petric ging.

Dass er kein Zweifler ist, bewies der Torjäger kurz nach Spielbeginn: Ein Sensibelchen hätte wohl Minuten gebraucht, um jene Szene aus der siebten Minute zu verarbeiten, als sein Standbein bei einem Freistoß wegrutschte und der Ball Richtung Eckfahne trudelte. Doch Petric ("Peinlich, aber wegen so einer Aktion verliere ich nicht die Nerven") brauchte nur zwei Minuten bis zum 1:0. Der Jubel danach fiel übrigens entgegen seiner ursprünglichen Planung nach den Pfiffen aus dem BVB-Fanblock doch heftiger aus. "Ich dachte mir, bei denen habe ich nichts mehr verloren."

Dass er sich vor seinem Kopfball den nötigen Freiraum geschaffen hatte, indem er Robert Kovac einen leichten Stoß gegeben hatte, bezeichnete Petric selbst lächelnd als Cleverness. Ärger gab es deshalb mit seinem Landsmann nicht - Minuten nach dem Abpfiff standen sie im Kabinengang einträchtig zusammen und tauschten ihre Trikots. "Als ich letztes Jahr nach Dortmund kam, wohnte meine Familie zwei Monate bei ihm. Ihm würde ich meine Tochter blind anvertrauen. Das sagt wohl alles", beschrieb Petric die innige Freundschaft.

Petric, der Unsichtbare - dass er auch gegen Dortmund häufiger abtauchte, lag allerdings nicht an ihm. Nach dem frühen Gegentor in der zweiten Hälfte zog sich der HSV unverständlich weit zurück und konnte kaum noch für Entlastung sorgen. Die Hamburger waren den dominanten BVB-Profis, die den HSV früh unter Druck setzten, spielerisch unterlegen und konnten den Vorsprung nur mit großem Kampfgeist über die Bühne bringen.

"Kein Zuckerspiel", urteilte Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Doch dank Petric und Olic blieb die Heimbilanz hervorragend: Mit 16 Punkten aus sechs Spielen führt der HSV diese Tabelle mit Hoffenheim und Wolfsburg an. Und weil nach Leverkusen auch der Aufsteiger patzte, beträgt der Rückstand zur Tabellenspitze nur noch zwei Punkte.

Schon am Sonnabend könnte der Sprung auf Rang eins gelingen, sollte der HSV im Berliner Olympiastadion, dem "lausigsten Auswärtsstandort des HSV" (Klubchef Bernd Hoffmann), erfolgreich seinen Negativtrend in der Fremde bekämpfen. "In erster Linie ist es die Unterstützung der Fans, die beflügelt", suchte Petric nach Gründen für die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsauftritten. "Jeder muss bereit sein, mehr zu arbeiten, an die Grenze zu gehen", fordert Kapitän David Jarolim. Petric war damit kaum gemeint.