Gewartet, so sagte Jürgen Blin gestern, habe er nicht darauf, dass ihn jemand beerbt. “Aber ich freue mich sehr, dass Hamburg wieder einen deutschen...

Hamburg. Gewartet, so sagte Jürgen Blin gestern, habe er nicht darauf, dass ihn jemand beerbt. "Aber ich freue mich sehr, dass Hamburg wieder einen deutschen Meister im Schwergewicht hat", sagte der 65-Jährige, der mit einer rund 50-köpfigen Delegation in der Sporthalle am Braamkamp einen Sportler in Empfang nahm, der Historisches geschafft hatte. Lukas Schulz, 27 Jahre alter Informatikstudent vom BSV 19, hatte bei den Amateurbox-Meisterschaften in Straubing als erster Hamburger seit 1988 (Halbfliegengewichtler Jürgen Müller) einen deutschen Meistertitel geholt. Und weil Blin 1964 der letzte Schwergewichtler aus der Hansestadt war, der es zu nationalen Ehren brachte, tritt Schulz nun ein schweres Erbe an.

"Das ist toll, dass ich Nachfolger von Jürgen Blin sein darf", sagte Schulz, der den Titel kampflos gewonnen hatte, da sein Finalgegner Stefan Köber aus Frankfurt (Oder) wegen eines Nasenbeinbruchs nicht antreten konnte. Weil Schulz jedoch im Halbfinale den Topfavoriten Vahagn Sahakjan (Sindelfingen) 15:10 besiegt hatte, fühlte er sich zu Recht als "würdiger Meister". In die Freude mischte sich jedoch auch Enttäuschung: Schulz wurde nicht für die EM in Liverpool (5. bis 15. November) nominiert. Ein Umstand, den er nicht akzeptieren will. "Ich werde versuchen, den Bundestrainer noch umzustimmen", kündigte er an.

Bis zum Jahresende will Schulz, der mehrere Angebote von Bundesligavereinen hat, entscheiden, ob er ins Profilager wechselt oder dem Studium Vorrang einräumt. Jürgen Blin würde seinem Nachfolger Ersteres empfehlen: "Wenn er den richtigen Biss hat, kann er als Profi gutes Geld verdienen." Und ein weiteres Mal Blins Nachfolge antreten. Der war als Profi immerhin Europameister.