Es war ein Geduldsspiel gegen Wales. 72 Minuten lang demonstrierte die deutsche Nationalmannschaft eindrucksvoll ihre Schwierigkeiten gegen extrem defensiv agierende Mannschaften. Vergeblich suchte das Team von Bundestrainer Joachim Löw die entscheidende Lücke gegen die Briten, die zeitweise mit fünf, sechs Mann den eigenen Strafraum beschützten.

Doch dann fand sie ausgerechnet Piotr Trochowski. Der Hamburger erzielte in seinem 17. Länderspiel mit einem kraftvollen 16-Meter-Schuss das 1:0-Siegtor und verschaffte der DFB-Auswahl mit zehn Punkten aus vier Spielen eine mehr als ordentliche Ausgangsposition für die weitere WM-Qualifikation.

Doch ein Selbstgänger oder Spaziergang, das wurde in Mönchengladbach auch deutlich, wird der Weg nach Südafrika nicht, schließlich qualifiziert sich nur der Gruppensieger direkt für die WM-Endrunde, während der Zweitplatzierte in die Relegation muss. Dass es der Abend des Piotr Trochowski werden könnte, hatte sich angebahnt. Bereits beim glanzvollen 2:1-Sieg gegen Russland am Sonnabend hatte Trochowski zu den besten Akteuren im DFB-Dress gehört, aber zum wiederholten Mal Pech beim Abschluss. Nach der EURO im Sommer in Österreich und in der Schweiz, wo er keine Minute auf dem Platz gestanden hatte, durfte in allen Länderspielen auf dem Platz stehen nur ein Tor fehlte ihm noch zu seinem Glück.

Auch gegen Wales präsentierte sich der Hamburger in überragender Verfassung und belohnte sich für seinen Auftritt mit seinem Treffer. Wer hätte diesen steilen Karriere-Anstieg noch vor einem Jahr für möglich gehalten? Unter Huub Stevens gehörte Trochowski immer zu den Wackelkandidaten, erst unter Trainer Martin Jol spürte er das volle Vertrauen des Trainers. Auch durch den Abgang von Rafael van der Vaart nach Madrid konnte sich der 24-Jährige besser entfalten.

Trochowski steht nicht nur beim HSV, sondern auch beim DFB für mutige Offensivaktionen, er ist es, der Überraschungsmomente schaffen kann und wird deshalb dringend in der Nationalmannschaft benötigt, wie der gestrige Abend zeigte. Zu viele Stockfehler und Unaufmerksamkeiten verhinderten, dass sich die Löw-Elf lange Zeit klarere Torchancen erspielen konnte, zudem schien der letzte Einsatz zu fehlen. "Die Mannschaft brennt nicht so wie gegen die Russen", monierte Oliver Kahn, "sie muss sich mehr Chancen erarbeiten."

Seine ehemaligen Kollegen dürften seine Worte gehört haben. In der zweiten Hälfte agierte die deutsche Mannschaft wesentlich zielstrebiger, aggressiver und wurde für ihre Geduld belohnt. Vor allem die Aktionen der Außen Trochowski und Schweinsteiger waren es, die Löw in seiner Analyse lobte.

Dem Bundestrainer durfte dennoch nicht entgangen haben, dass einige Mannschaftsteile noch deutliches Verbesserungspotenzial haben. Zwar wurde Miroslav Klose zur Halbzeit nicht aus Leistungsgründen, sondern wegen einer schmerzhaften Prellung am rechten Fuß ausgewechselt, doch der Bayern-Stürmer muss deutlich zulegen, sonst droht ihm auf Sicht das gleiche Schicksal wie Kevin Kuranyi oder Torsten Frings. Der in der zweiten Halbzeit eingewechselte Patrick Helmes, der in Leverkusen seit Wochen in hervorragender Form ist, liegt in Lauerstellung.

Seine Führungsansprüche sportlich bestätigen muss auch Michael Ballack, der nach seinen Wadenproblemen zwar auflaufen konnte, aber eher wie im Schongang agierte.

In der Defensive wiederum ist die positive Erkenntnis, dass Heiko Westermann die Lücke, die der zu häufig verletzte Christoph Metzelder hinterließ, souverän schloss. Ein Sorgenkind bleibt allerdings Arne Friedrich, dessen Offensivbemühungen eigentlich nicht ausreichend sind für das höchste Niveau.

Löw wird auch in der Zukunft genau hinschauen, wie sich seine Nationalspieler in den Ligen präsentieren, der Konkurrenzkampf ist längst eröffnet bis zum nächsten Qualifikationsspiel am 28. März gegen Liechtenstein.