In der Sommerpause, die heute mit der Eröffnungspartie der Saison 2008/09 zwischen den Kölner Haien und Meister Eisbären Berlin endlich beendet ist,

Hamburg. In der Sommerpause, die heute mit der Eröffnungspartie der Saison 2008/09 zwischen den Kölner Haien und Meister Eisbären Berlin endlich beendet ist, gab es in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ein großes Gesprächsthema: die neue russische Topliga Kontinental Hockey League (KHL). Unter finanzieller Protektion von Hauptsponsor Gazprom versuchen die Macher, die besten in Europa unter Vertrag stehenden Ausländer und sogar die osteuropäischen Topstars aus Nordamerikas Profiliga NHL abzuwerben. Dort wird fünf- bis sechsmal mehr gezahlt als in Deutschland. Auch ich hatte ein Angebot, habe aber abgelehnt, weil ich meine Zukunft in Nordamerika sehe.

Auf die DEL hat die KHL positive und negative Auswirkungen gleichermaßen. Natürlich muss man befürchten, dass das Niveau der Liga fallen wird, weil die Stars vermehrt in Richtung Osten abwandern. Allerdings muss man auch eingestehen, dass die wirklich guten Spieler schon vorher nicht in die DEL gekommen sind. Und genau das könnte der Vorteil sein, weil es nämlich immer wichtiger wird, eine Basis aus guten deutschen Spielern zu schaffen. Dies wird in Zukunft der Schlüssel zum Erfolg sein, deshalb sind alle Vereine aufgefordert, die Jugendarbeit und Talentförderung auszubauen.

Natürlich gehört zu einer Saisonvorschau, dass man einen Meistertipp abgibt. Genau wie 14 der 16 DEL-Trainer sehe ich die besten Chancen bei Titelverteidiger Eisbären Berlin. Die Meistermannschaft ist fast komplett zusammengeblieben, dazu wurde mit Richie Regehr (Frankfurt) der beste Verteidiger der Vorsaison verpflichtet. Die Eisbären haben eine großartige Nachwuchsarbeit, dazu starke Ausländer und vor allem noch ein paar freie Lizenzen. Das einzige Problem, das ich für sie sehe, ist der Umzug aus dem Wellblechpalast in die neue O 2-World. Mannheim, Krefeld oder Düsseldorf haben bewiesen, dass der Schritt in eine neue Arena oftmals problematisch ist. Die Berliner Fans sind hier gefordert, ihrem Team die nötige Unterstützung zu geben.

Härteste Konkurrenten der Berliner sind die Adler Mannheim, die auf dem Papier den vielleicht stärksten Kader der Liga haben. Bei Köln und Nürnberg muss man abwarten, wie die Abgänge der Topstars Ivan Ciernik (Köln) und Ahren Spylo nach Russland kompensiert wurden. Möglich ist auch, dass Düsseldorf mit dem neuen Trainer Harold Kreis eine gewichtige Rolle spielt. Kreis ist ein Verfechter des Defensivhockeys. Mit Jamie Storr steht ein Torwart im DEG-Tor, der für diese Taktik die nötige Sicherheit gewährt. So können die Metro Stars einiges erreichen - nicht schön, aber effektiv.

Gespannt bin ich auf Ingolstadt und Frankfurt. Beide haben hohe Ansprüche und gute Mannschaften. Allerdings haben die Lions gerade ihren Klubboss Gerd Schröder verloren, der im Alter von 49 Jahren viel zu früh gestorben ist. Man muss abwarten, wie das Team die Neuordnung hinter den Kulissen wegsteckt. Ingolstadt hat mit dem aus Nürnberg gekommenen Coach Benoit Laporte Großes vor, muss aber vor allem Kontinuität und Stabilität in die Leistungen bekommen.

Mein Geheimtipp sind die Kassel Huskies. Sie könnten die Rolle der Iserlohn Roosters aus der Vorsaison einnehmen und das Überraschungsteam der Liga werden. Der Aufsteiger ist sehr ausgeglichen besetzt, hat mit Stephane Richer einen Toptrainer, mit Boris Rousson einen starken Keeper, mit Manuel Klinge den möglichen deutschen Shootingstar und zudem eine große Euphorie im Umfeld. Deshalb sind sie für mich Play-off-Kandidat.

Für die Hamburg Freezers steht ein immens wichtiges Jahr an. Sie müssen die Fans wieder überzeugen und endlich die Euphorie zurückgewinnen, mit der sie Eishockey in Hamburg etabliert hatten. Ich halte das Team für stark genug, um unter die besten vier zu kommen. Wenn Torhüter Jean-Marc Pelletier seine Bestleistung bringt, ist er der beste Keeper der Liga. Und die neue Trainingshalle, die im Herbst eröffnet wird, wird auch einen positiven Schub geben, weil die Arbeit für die Spieler bequemer wird. So etwas kann helfen.


Der US-Amerikaner Greg Poss (43) war Coach in Iserlohn, Nürnberg und Mannheim, wo er im Dezember 2007 abgelöst wurde, aber bis 2010 unter Vertrag steht.