Der Iserlohner, der im Fokus der Talentspäher aus Amerika steht, über hohe Erwartungen und seine vermeintliche Angst vor der NHL.

Abendblatt:

Herr Wolf, Sie waren in der abgelaufenen DEL-Saison mit 46 Treffern Toptorjäger. Bei der WM kann es mit dem deutschen Team nach so einem Traumjahr doch eigentlich nur schlechter werden.

Michael Wolf (27):

So denke ich natürlich nicht. Die DEL-Saison war nahezu perfekt für mich, aber die WM kann trotzdem der krönende Abschluss werden. Es kommt doch nicht darauf an, ob es für mich gut läuft, sondern dass das Team Erfolg hat.



Abendblatt:

Was wäre ein Erfolg?

Wolf:

Wenn wir den Abstieg vermeiden. Dazu müssen wir am Donnerstag Norwegen schlagen.



Abendblatt:

Spüren Sie, dass die Erwartungen an Sie nach der Super-Saison höher geworden sind?

Wolf:

Natürlich ist der Druck sehr groß, weil man von mir jetzt auch international viele Tore erwartet. Aber ich versuche trotzdem, meine zweite WM-Teilnahme zu genießen.



Abendblatt:

Ein Stürmer, der in einer guten europäischen Liga 46 Tore schießt, dürfte bei einer WM unter besonderer Beobachtung auch von NHL-Teams stehen. Sie haben jedoch einen Vertrag in Iserlohn bis 2010. Fällt das Schaulaufen damit für Sie aus?

Wolf:

Nein, ich will mich natürlich präsentieren, auch für das, was vielleicht in ein paar Jahren noch kommen mag. Grundsätzlich ist die NHL für jeden Eishockeyprofi ein Traum, jeder will in der besten Liga der Welt spielen. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.



Abendblatt:

Ihr Iserlohner Kollege Robert Hock sagt, Sie fänden immer einen Grund, um nicht in die NHL zu gehen. Stimmt das, scheuen Sie den Schritt?

Wolf:

Überhaupt nicht. Aber ich fühle mich in Iserlohn sehr wohl, sehe sportlich gute Entwicklungschancen und habe deshalb dort verlängert. Ich habe keinerlei Kontakte in die NHL, deshalb gibt es für mich keinen Grund, darüber nachzudenken.



Abendblatt:

Haben Sie sich für die WM ein persönliches Ziel gesteckt?

Wolf:

Nur, dass ich alles tun möchte, um dem Team zu helfen. Mir geht es nicht darum, nur Tore zu schießen, denn das bedeutet nicht automatisch, dass man auch gut gespielt hat.



Abendblatt:

Das heißt, Sie versuchen nicht nur als Torjäger wahrgenommen zu werden?

Wolf:

Richtig, ich kann mich in der Defensivarbeit noch verbessern, und ich habe auch in der abgelaufenen Saison noch zu viele Chancen vergeben. Ich weiß, dass ich noch viel Potenzial habe. Fertig bin ich noch lange nicht!