“Von Papa!“ Kaja Kristina Schmäschke (19) muss nicht lange überlegen, ob sie mehr von ihrem Vater oder ihrer Mutter hat. Ihre Art ähnele doch sehr der ihres stets unaufgeregten Vaters Dierk (50).

Harrislee. "Von Papa!" Kaja Kristina Schmäschke (19) muss nicht lange überlegen, ob sie mehr von ihrem Vater oder ihrer Mutter hat. Ihre Art ähnele doch sehr der ihres stets unaufgeregten Vaters Dierk (50).

Kaja agiert für den Handballzweitligisten TSV Nord Harrislee und wechselt im Sommer zum Buxtehuder SV in die Bundesliga (s. auch "Menschlich gesehen"). Ihr Vater, der eigentlich Lehrer ist, war in den 80er-Jahren selbst Erstligaspieler in Flensburg und arbeitet seit 2003 für den Männer-Spitzenklub HSV Hamburg - zunächst als Berater, dann als Geschäftsführer und schließlich seit September 2006 als hauptamtliches Präsidiumsmitglied. Abgerundet wird die Handballfamilie aus Harrislee kurz vor der Grenze zu Dänemark mit Mutter Meike (49) und Sohn Niels Oke (21). Lehrerin Meike lief früher ebenfalls für Harrislee auf. Sohn Niels, der in München Mathematik und theoretische Physik studiert, agiert aktuell für den Bayernligisten Fürstenfeldbruck.

Der Weg zum Handball war für die Kinder also programmiert, auch wenn der Vater sagt: "Wenn sie schon Handball spielen, sollen sie nicht auf Außen versauern." Beide hielten sich an die Vorgabe und sind im Rückraum zu Hause. Kaja hat in der laufenden Saison den Durchbruch geschafft und zählt mit 83 Toren zu den Leistungsträgerinnen ihres Teams, das gerade an der Aufstiegsrunde teilnimmt. "Sie hat eine Riesenentwicklung gemacht und einen ziemlichen Tordrang entwickelt", so ihr Vater.

Während er fast jedes ihrer Heimspiele sieht, schafft es Kaja nur etwa einmal im Monat, "seinen" HSV live in der Color-Li ne-Arena zu erleben. Derzeit büffelt sie fürs Abitur, Ende des Monats ist sie mit der Juniorinnen-Nationalmannschaft in Spanien unterwegs. Ob sie bei der Weltmeisterschaft dabei ist, die am 21. Juli in Mazedonien beginnt, entscheidet pikanterweise ihr künftiger Klubtrainer Dirk Leun, der derzeit noch als DHB-Nationalcoach fungiert.

Die Entscheidung für Buxtehude ist Kaja nicht schwer gefallen. Im vergangenen Jahr hatte sie überlegt, nach Dänemark ins Paradies des Frauenhandballs zu wechseln, wo den Klubs Etats in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro zur Verfügung stehen, doch sie blieb in Deutschland. "In Buxtehude passt das Gesamtpaket", sagt die 1,75 m große Blondine, der auch andere Angebote aus der Bundesliga vorlagen. Tipps holte sie sich bei ihrer Entscheidung von Nationalspielerin Stefanie Melbeck ein, die aktuell in Dänemark spielt und früher lange für Buxtehude auflief.

Kaja Schmäschke hat bisher nur für Harrislee gespielt, wobei ihre Mutter drei Jahre lang ihre Klubtrainerin war. Nun steht der Umzug an. Und weit wird ihr Vater dann nicht entfernt sein. Wird sie ohne die gewohnte Umgebung klarkommen? "Wir haben tolle Kinder mit eigenen Köpfen", so Dierk Schmäschke: "Beide haben sich eigene Umfelder aufgebaut. Wir als Eltern haben gar nichts mehr zu sagen."


Der HSV Hamburg darf weitere fünf Jahre das Vereinsemblem des Hamburger SV nutzen. Zudem vereinbarten die beiden Klubs, dass ab nächster Saison alle Jugend- und Amateurteams als gemeinsame SG HSV Handball starten.