Berlin. Der des Dopings verdächtigte Jan Ullrich (34) hat die erste Etappe seiner Justiz-Tour beendet. Nach der Einigung mit der Staatsanwaltschaft Bonn und Zahlung einer hohen sechsstelligen Euro-Summe wird die Behörde gegen ihn keine Klage wegen Betruges erheben und die Ermittlungen nach 21 Monaten einstellen. Der ehemalige Radprofi muss sich aber in anderen Verfahren weiter verantworten. Der Prozess vor dem Hamburger Oberlandesgericht gegen den Molekular-Biologen Werner Franke wegen angeblich falscher Verdächtigung des Wissenschaftlers ist weiter anhängig, zudem ein Verfahren gegen Ullrichs früheren Team-Manager Günther Dahms, der Ullrich das ausstehende Gehalt aus dem Jahr 2003 nicht zahlen will. Dahms Begründung: Ullrich sei bereits damals gedopt gewesen. Von der Staatsanwaltschaft Freiburg, die wegen der Machenschaften der Sportmedizinischen Abteilung der Uni-Klinik Freiburg ermittelt, droht Ullrich ebenso juristisches Ungemach. In seiner Schweizer Wahlheimat könnte zudem von "Swiss Cycling" die lebenslange Sperre für radsportliche Betätigungen ausgesprochen werden.

Die Einigung in Bonn kommt zustande, weil die Aussicht auf eine Verurteilung als gering angesehen wurde. Nicht zufällig hat Ullrich bei seinem steten Leugnen einer Doping-Schuld immer fein formuliert: "Ich habe nie jemanden betrogen." Laut "Focus" lägen Informationen aus Ermittlerkreisen vor, dass die Teamleitung des inzwischen aufgelösten T-Mobile-Rennstalls in die illegalen Praktiken verwickelt war. Die engagiert ermittelnde Bonner Behörde hat zumindest einen Zahlungsverkehr zwischen Ullrich und Fuentes in Höhe von 25 000 Euro mit Bank-Unterlagen belegt und per DNA-Abgleich nachgewiesen, dass 4,5 Liter bei Fuentes' gelagertes Blut Ullrich zuzuschreiben sind. Manipulierte Patientenakten der Sportmedizin Freiburg legen nahe, dass Ullrich auch bei den bis zu ihrer Kündigung in der Uni-Klinik arbeitenden ehemaligen Teamärzten Lothar Heinrich und Andreas Schmid Eigenblut-Doping vorgenommen hat.