Die Pfütze, die sich zu seinen Füßen gebildet hat aus einer Mischung von Schweiß und Regen, fällt Markus Beyer erst nach einigen Minuten auf.

Hamburg. Er unterbricht das Gespräch, entschuldigt sich und holt einige Blatt Küchenrolle zum Aufwischen. Mehrfach tut er das, und wer ihn dabei beobachtet, der merkt: Hier ist einer, der sich für die Drecksarbeit nicht zu schade ist, einer, der keine Allüren pflegt, sondern sich einbringt in sein Umfeld als einer unter vielen. Dabei soll er genau das nicht sein.

Markus Beyer, 36 Jahre alt, Boxprofi im Supermittelgewicht, ist das neue Zugpferd des Hamburger Arena-Stalls. Über den früheren Weltmeister, der von 1999 bis 2000 und noch einmal zwischen 2003 und 2006 den WBC-Titel hielt, erhofft sich Arena-Chef Ahmet Öner den Einstieg in den deutschen Free-TV-Markt. Der im Erzgebirge geborene Sportler trennte sich zum Ende des vergangenen Jahres im Unfrieden von seinem Promoter Wilfried Sauerland. Im Oktober 2006 hatte er seinen WM-Titel an den Dänen Mikkel Kessler verloren, Sauerlands Vertrauen verspielt - und sich zudem eine komplizierte Blessur an der rechten Hand zugezogen. Heute (22.30 Uhr, Premiere live) feiert er in München gegen den Russen Murat Mahmudow (33) sein Comeback nach 17-monatiger Pause.

"Ich bin froh, dass es wieder losgeht. Das Kribbeln ist da", sagt Beyer. Das Betriebsklima bei Arena, wo die Trainingspartner zu ihm aufschauen, tut dem Neu-Hamburger gut. Er genießt es, ernst genommen zu werden. "Psychisch", sagt er, "ist das für mich ungemein wichtig." Als Gemütsmensch, der er sei, müsse er sich rundum wohlfühlen, um Topleistungen zu bringen. "Und das war in der Vergangenheit nur selten der Fall." Dennoch will er nicht zurückschauen. Für vier Kämpfe hat er sich an Arena gebunden, länger als zwei Jahre will er definitiv nicht mehr im Ring stehen. Eine Niederlage gegen den starken Mahmudow (19 Kämpfe, 16 Siege), den er nur zähneknirschend als Comeback-Gegner akzeptierte, würde jedoch nicht automatisch das Ende der Karriere bedeuten. "Ich habe wieder Spaß am Boxen und spüre, dass ich es noch mal nach oben schaffen kann", sagt er.

Für die Zeit nach dem Sport hat Beyer vorgesorgt. Mit seiner Firma "12 Rounds", die er mit Lebensgefährtin Daniela Haak führt, bietet er Sicherheitstraining für Kinder an, dazu leitet er in einem Studio in seiner Wahlheimat Bremen Kurse im Fitnessboxen. Diese Absicherung lässt ihn das Comeback im Ring so erstaunlich locker nehmen. "Ich muss niemandem mehr etwas beweisen, sondern tue das nur für mich, um mir nicht in ein paar Jahren vorwerfen zu müssen, es nicht versucht zu haben", sagt er. Die letzten Schweißtropfen sind aufgewischt, Markus Beyer geht. Geht weiter auf seinem Weg, auf dem er bald wieder bleibende Spuren hinterlassen will.