Es sollte am Sonnabend nur eine Voruntersuchung auf die Operation am heutigen Vormittag in Heidelberg werden ...

Heidelberg/Hamburg. Es sollte am Sonnabend nur eine Voruntersuchung auf die Operation am heutigen Vormittag in Heidelberg werden. Als Prof. Jürgen Huber jedoch das reche Knie Oleg Velykys punktiert, 60 Milliliter Flüssigkeit herausgezogen und vorsichtig die Beweglichkeit des lädierten Gelenks getestet hatte, stellte der erfahrene Mediziner eine niederschmetternde Diagnose: Der Handball-Nationalspieler scheint sich zum zweiten Mal nach 2006 das Kreuzband gerissen zu haben. Die endlose Leidensgeschichte des gebürtigen Ukrainers, der 2003 an Hautkrebs erkrankt war, würde um ein weiteres trauriges Kapitel erweitert.

Bestätigt sich der vorläufige Befund beim heutigen Eingriff, drohen dem 30-Jährigen sechs Monate Pause. Seine Olympiateilnahme im August in Peking wäre in Gefahr. Für den deutschen Vizemeister HSV, der Velyky gerade für 220 000 Euro Ablöse von den Rhein-Neckar Löwen rückwirkend zum 1. Januar freigekauft hatte, bedeutete dies: Die Mannschaft, zurzeit Tabellendritter, muss den kompletten Rest der Saison in der Bundesliga und in der Champions League ohne die erhoffte (große) Verstärkung auf der Position des Spielmachers durchstehen.

Velyky hatte sich beim ersten EM-Spiel der Deutschen am vergangenen Donnerstag gegen Weißrussland (34:26) nach nur vier Minuten nach mehreren harmlos aussehenden Fouls beim Fallen verletzt. Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier schloss nach einer Kernspintomografie im Krankenhaus von Bergen zunächst eine Schädigung der Bänder im Knie aus. Seine Diagnose: Riss des Außenmeniskus. Der wäre in spätestens sechs Wochen ausgeheilt gewesen.

Velyky reagierte auf die neue Nachricht geschockt. "Er ist mit den Nerven fertig und völlig am Boden zerstört", berichtete HSV-Geschäftsführer Peter Krebs nach einem längeren Telefonat mit Velyky. Auch HSV-Trainer Martin Schwalb sprach Velyky Mut zu. HSV-Präsident Andreas Rudolph, der die Ablösesumme zahlte, sagte: "Das Geld ist nebensächlich. Oleg wird von uns jede Art der Unterstützung erhalten, damit er wieder auf die Beine kommt." Wo die Rehabilitationsmaßnahmen nach der Operation stattfinden sollen, ist bisher nicht entschieden. Velyky wohnt mit seiner Familie in der Nähe Mannheims, der Umzug nach Hamburg war für Anfang Februar geplant.

Der HSV wird zum Neustart der Bundesliga am 2. Februar keine weitere Verpflichtung vornehmen. Mit dem ehemaligen Nationalspieler Heiko Grimm (30) vom TV Großwallstadt wurde vor einer Woche ohnehin eine Alternative für den Rückraum bis zum Saisonende unter Vertrag genommen. Rudolph: "Wir sind für den weiteren Saisonverlauf gut gerüstet. Unsere Mannschaft sollte stark genug sein, auch ohne Oleg ihre hohen Ziele zu erreichen."