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Die bösen Geister sind vertrieben - das Daumendrücken von Jürgen Klinsmann für seinen schwäbischen Freund Siegfried Schmid hat geholfen. Der einzige deutsche Fußballtrainer in der Major League Soccer (MLS) konnte im dritten Endspiel unter seiner Ägide endlich den ersehnten Meisterschafts-Triumph feiern. Erlöst wurde der gebürtige Tübinger vom Trauma des Nicht-Gewinnen-Könnens allerdings erst in der Verlängerung. Bis zur 112. Minute stand es zwischen den Los Angeles Galaxy und den gastgebenden New England Revolution torlos, als Carlos Ruiz vor der Rekord-Kulisse von 61 316 Zuschauern einen Konter mit dem "Golden Goal" abschloss und damit den ersten Titelgewinn für die kalifornische Elf perfekt machte. Seine Glückseligkeit konnte Schmid nur schwer in Worte fassen, nachdem er sich auf dem Rasen des Gillette Stadiums in Foxboro aus dem Freudenknäuel seiner Profis befreit hatte. "Ich fühle mich wie im siebten Himmel. Es war ein langer Weg mit viel Frustration. Über uns hing offenbar ein Fluch, doch jetzt haben wir alle bösen Geister vertrieben", sagte der 59-Jährige, der nur wenige Meilen von Jürgen Klinsmann entfernt wohnt. Der ehemalige deutsche Nationalmannschaftskapitän, der gelegentlich bei den Galaxys mitrainiert, gehörte zu den ersten Gratulanten. "Jetzt dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass wir seit vier Spielserien die beste Mannschaft der Liga haben", sagte Schmid mit berechtigtem Stolz. Als der langjährige Universitäts-Coach, der bei der Weltmeisterschaft 1994 US-Cheftrainer Bora Milutinovic assistierte, im Frühjahr 1999 die Galaxy übernahm, lag die Mannschaft mit der zweitschlechtesten Punktausbeute schier aussichtslos in der Meisterschaft zurück. Doch der seit 1956 in Übersee lebende Schmid führte das von Milliardär Philip F. Anschutz finanzierte Team noch ins Endspiel, das dann aber gegen Washington D.C. United mit 0:2 verloren wurde. Zwölf Monate später scheiterte die Galaxy im Halbfinale. Mit seiner "feinfühligen, von großer Kompetenz geprägten Art", wie es Kapitän und US-Auswahlspieler Cobi Jones formulierte, habe es der mehrfach als "Trainer des Jahres" geehrte Schmid geschafft, aus einem Star-Ensemble eine verschworene Gemeinschaft zu formen, die den Glauben an sich selbst nie verloren hat. Spielmacher Jones, Torhüter Kevin Hartmann, Abwehr-Routinier Alexi Lalas und "Mister 100 Prozent" aus Guatemala, Carlos Ruiz, der in der Vorrunde 24 Tore erzielte, bilden das Gerüst des Teams, das sich vor keinem Bundesligisten zu verstecken braucht und nun nach dem "Double" strebt. In das Pokal-Finale morgen bei der Columbus Crew geht das LA-Team als Titelverteidiger.