Kati Wilhelm, Michael Greis und die Fußballnationalmannschaft gewinnen die Abstimmung.

Baden-Baden. Die Biathlon-Olympiasieger Michael Greis und Kati Wilhelm sowie die Fußballnationalmannschaft als "Weltmeister der Herzen" sind Deutschlands Sportler des Jahres. 800 geladene Gäste im Baden-Badener Kurhaus und Millionen vor den Bildschirmen erlebten am Sonntag nach der 60. Wahl der deutschen Sportjournalisten einen historischen Triumph der Sportart Biathlon, die schon bei Olympia in Turin mit fünf der elf deutschen Goldmedaillen das Wintermärchen ermöglicht hatte. Und sie feierten die WM-Fußballer, aus deren Kreis auch Torwart Oliver Kahn gekommen war, als Helden des Sommermärchens.

Nur zweimal in der Geschichte dieser Wahlen triumphierte eine Sportart überzeugender als Biathlon, das 2005 durch Uschi Disl erstmals überhaupt vorn lag - und nun sogar doppelt. Neben Dreifach-Olympiasieger Greis und Kati Wilhelm (beide 30) landete in der Mannschaftswertung die Herrenstaffel auf Rang drei.

Das toppten in der 60-jährigen Geschichte der Abstimmung der Internationalen Sport-Korrespondenz (ISK), die seit 1967 Mannschaften auszeichnet, nur die Tennislegenden: 1989 triumphierten Steffi Graf und Boris Becker, das Daviscupteam um Becker wurde Zweiter. In der DDR feierten 1977 die Leichtathleten den totalen Triumph durch die Hochspringer Rosi Ackermann, Rolf Beilschmidt und die Männer-Nationalmannschaft.

Greis (Nesselwang) siegte mit 3126 Punkten hochüberlegen vor Michael Schumacher (Kerpen/1645), der damit wie in seiner letzten Formel-1-Saison Zweiter wurde, und WM-Torschützenkönig Miroslav Klose (Werder Bremen/1430), Dritter wie beim "Sommermärchen". Als WM-Organisationschef ließ es sich auch Franz Beckenbauer nicht nehmen, in Baden-Baden mit den Siegern zu feiern.

Wilhelm (Zella-Mehlis) schlug mit 3363 Punkten Schwimmerin Britta Steffen (Berlin/2980), die nach vier EM-Titeln und drei Weltrekorden für viele Favoritin gewesen war. Als Dritte mit 1337 Punkten folgte Rodel-Olympiasiegerin Sylke Otto (Oberwiesenthal). Die Fußballer (4165) lagen deutlich vor den Hockey-Herren (2919), die in Mönchengladbach in einem dramatischen Finale Weltmeister geworden waren, und den Biathleten (2337).

Der Allgäuer Greis, zwar schon 30 Jahre alt, aber noch nie in der Top Ten der Wahl gelandet, machte das Rennen als Nachfolger von Kombinierer Ronny Ackermann so souverän wie in Turin, als er als erster Deutscher einen Dreifacherfolg bei den gleichen Winterspielen schaffte (Massenstart, 20 km, Staffel).

Für die 30-jährige Wilhelm war der Sieg nach Gold im Jagdrennen, Silber beim Massenstart und in der Staffel versöhnlich. Denn 2002 war sie als Doppel-Olympiasiegerin (7,5 km, Staffel) nur auf Rang drei gelandet, als fünf EM-Siege von Franziska van Almsick und zweimal Olympiagold im Eisschnelllauf von Claudia Pechstein (Zweite/beide Berlin) höher gewichtet wurden.