HAMBURG. Extreme Sachen sind einfach ihr Ding. So wie die Jeantex-Tour-Transalp, die vom 25. Juni bis 1. Juli in sieben Etappen erneut von Oberammergau über 830 km zum Gardasee führen wird. Bei der Jagd über die höchsten und spektakulärsten Alpenpässe sind dann in sieben Tagen wieder mehr als 21 000 Höhenmeter zu überwinden - eine Extremprüfung für Mensch und Material. Die auf Carolin Rahner aber eine geradezu magische Anziehungskraft ausübt.

Dabei weiß die 33jährige ziemlich genau, was sie erwartet. Schließlich ist die geborene Münchnerin die Transalp schon viermal gefahren. Allerdings querfeldein, auf dem Mountainbike. Diesmal jedoch wird sie den Leidenstest, der stets von Zweierteams bestritten wird, erstmals auf dem Rennrad absolvieren. "Das ist schon eine besondere Herausforderung, weil es ein ganz anderes Rennen ist", sagt Carolin Rahner. "Da fühle ich mich auch mental gefordert, weil ich nicht genau weiß, ob ich mich auch auf einer Straßenmaschine ans Limit puschen kann."

Daß sie jetzt ihre Transalp-Premiere auf der Straße feiert, verdankt die attraktive Bajuwarin einem Anruf von Claudia Frank, der Vorjahressiegerin. Schon im Herbst 2005 versicherte sich die Titelverteidigerin der Unterstützung von Rahner, die ihrerseits bereits 1999 das Mountainbike-Rennen gewonnen hatte.

Im Vorjahr war sie mit ihrem Trainings- und Lebensgefährten Timo Wölk in der Mixed-Konkurrenz auf Rang vier gelandet. Dann aber mußte der 28jährige mehr Zeit in den Abschluß seines Maschinenbaustudiums investieren und steht Carolin als Transalp-Partner diesmal nicht zur Verfügung.

Unterstützt wird das radelnde Paar übrigens von der Hamburger Velo-Schmiede TrengaDe. Aus diesem Grund startet Carolin auch mit einer Lizenz des Hamburger Betriebssportverbands. Ihre Verbindung zur Hansestadt währt unterdessen wesentlich länger: Von 2001 bis 2003 fuhren Rahner und Wölk gemeinsam für das hier beheimatete Stevens-Jeantex-Team.

Daß Carolin Rahner nun auch mit Claudia Frank bestens harmonieren wird, davon ist sie nicht erst nach einem gemeinsamen Trainingslager im März in Andalusien fest überzeugt. "Vom Leistungsvermögen her gibt es kaum Unterschiede, wie wir zuletzt auch bei harten Touren über einige Alpenpässe festgestellt haben", sagt Rahner, die halbtags als Vertriebsassistentin bei Salomon arbeitet.

Längst hat das einstige Model bewiesen, daß es sich auch im harten Rennsattel zu behaupten weiß. Nachdem sie fast zehn Jahre auf den Catwalks der Modemetropolen Paris, Mailand und New York zu Hause war, hatte sie Mitte der 90er Jahre der gelackten Welt der Beautys den Rücken gekehrt. "Immer nur schön und möglichst hip sein, hat mich irgendwann gelangweilt. Das Leben mußte doch noch anderes bieten."

So landete die ehemalige Leichtathletin erst beim Triathlon, später dann im internationalen Mountainbike-Zirkus. Geblieben ist die Lust am Reisen, allerdings auch der Spaß am Posieren. Noch heute ist Carolin Rahner ein gefragtes Model für Sportbekleidung und -ausrüstung, immer wieder zieren Fotos von ihr die Titelseiten einschlägiger Fachmagazine.

Viel lieber gibt sie ihre ungetrübte Freude am Radsport aber bei Fahrtechnik- und Trainingsseminaren im Rahmen ihres mit Timo Wölk betriebenen "Projekts 04" weiter. Doch wenn es darum geht, ihre Leidenschaft richtig auszuleben, dann müssen es schon Extremtouren wie die Transalp sein.