Golf: “Deutschlands bester Club“ wird 100. Der Hamburger GC war auch sportlich immer Nummer eins.

Hamburg. Das erste Loch war eine Dose. Die drei Herren aus Hamburg hatten sie in den Sylter Sand gebuddelt und machten sich nun daran, den Golfball hineinzuspielen. Mit der Zeit wurden die Dosen mehr, nur war das natürlich nicht zu vergleichen mit einem richtigen Golfkurs, wie es ihn in Kiel und in Berlin und sogar in Reinbek schon gab. Also taten sie sich mit drei Gleichgesinnten zusammen und beschlossen, einen eigenen Club zu gründen. So erzählt man es sich jedenfalls.

Verbürgt ist, daß sich am 16. Januar 1906, gestern vor genau 100 Jahren, 29 Herren im Raum 37 des Patriotischen Gebäudes an der Trostbrücke einfanden, um den Hamburger Golf-Club, kurz HGC, aus der Taufe zu heben. Es waren ehrbare Leute, Kaufmänner zumeist oder Reeder, einige von ihnen hatten den Sport auf ihren Reisen kennengelernt. John Herd, ein Professional aus dem schottischen Golfmekka St. Andrews, wurde mit dem Bau eines Neunlöcherplatzes in Groß Flottbek beauftragt. Schon im Herbst 1907 wurden die ersten Wettspiele ausgeschrieben.

So schnell wie bei der Gründung ging es mit dem Jubiläum nicht. "Wir sind seit vier Jahren am Planen", berichtet der HGC-Vorsitzende Karl Sieveking, läßt sich in die gediegene Polstergarnitur des Clubhauses sinken und den Blick aus der Fensterfront über das immer noch satte Grün der ersten Spielbahn schweifen. Es ist nicht der Platz von Anno dazumal. Den gibt es zwar noch. Heute hat er nur mehr sechs Löcher - drei mußten nach dem Zweiten Weltkrieg dem Neubau des Christianeums weichen. Sein neuer Eigner, der Großflottbeker THGC, gilt damit als kleinster Golfverein Deutschlands.

Dem HGC war es hier schon in den 20er Jahren zu eng geworden, und das war ein Glücksfall. Anstatt das Gelände auf Kosten des Jenisch-Parks zu erweitern - die Pläne hierfür lagen fertig in der Schublade -, wies der spätere Hamburger Bürgermeister Max Brauer, seinerzeit Stadtoberhaupt von Altona, dem HGC ein Gelände am Falkensteiner Ufer vor den Toren Blankeneses zu.

"Ein Golfplatz in der Heidelandschaft, das war ein Novum", erzählt Sieveking. "Viele waren skeptisch." Das englische Platzarchitekten-Team Colt, Alison & Morrison aber, das sich 1928 an die Gestaltung des 18-Löcher-Kurses machte, zeigte sich von der kiefernbestandenen, lieblich geschwungenen Natur begeistert. Immerhin zwei Drittel der 600 Mitglieder zogen mit ins Grüne, durch Anteilsscheine und Spenden konnte auch das neue Klubhaus, vom Büro Schramm + Elingius im Bauhausstil realisiert, finanziert werden. Anläßlich der Eröffnung 1930 gerieten die "Altonaer Nachrichten" ins Schwärmen: "Der Platz breitet sich aus wie ein Samtteppich."

Ein Dreivierteljahrhundert später hat sich das Vokabular geändert, nicht aber die Begeisterung. "Dieses Stück Parkland ist betörend schön", schreibt das "Golfmagazin" in seiner jüngsten Ausgabe, in der es die Falkensteiner sogar auf den Titel geschafft haben. Ihr Kurs wurde von einer Fachjury erneut zum "besten Deutschlands" gekürt.

Ein schöneres Jubiläumsgeschenk hätte sich Sieveking kaum wünschen können. Dabei fangen die Feierlichkeiten erst an. Am Freitag wird im Rathaus zum Senatsempfang gebeten, tags darauf treffen sich die Mitglieder beim Festball im Hotel Atlantic. Auch der diesjährige Wettspiel- ist eher ein Festspielkalender: Im Juli richtet man die deutschen Seniorenmeisterschaften aus, im August die EM der Amateurinnen.

"Unser sportlicher Anspruch war schon immer hoch", sagt Sieveking, und die vielen Urkunden und Pokale, die sich an den Wänden des Clubraums auftürmen, stehen dazu Pate. 19mal wurde die Falkensteiner Auswahl deutscher Mannschaftsmeister, viermal gewann man den Europapokal. Hier erfolgte der Abschlag zu erfolgreichen Profikarrieren wie der Sven Strüvers oder Esther Poburskis. Ein gewisser Bernhard Langer gewann in Falkenstein 1981 seine erste German Open.

Die Zeit der großen Profiturniere ist allerdings vorbei. "Für die Zuschauermassen reicht der Platz nicht aus", weiß Geschäftsführer Berthold Apel. Auch sonst sind die Kapazitäten erschöpft. Gut 1000 Mitglieder, darunter so prominente wie Modemacherin Jil Sander und Reeder Nikolaus W. Schües, hat der Club - es könnten viel mehr sein. Fast täglich gehen bei Apel Bewerbungsschreiben ein. "Entzückende Briefe" seien dabei, viele Anwärter zeigten sich von der heimeligen Clubatmosphäre angetan.

"Wir sind eben eine große Familie", sagt Apel. Jedes Neumitglied muß zwei Paten im Club vorweisen, so wird die Kontinuität gewahrt. Und wie in jeder Familie wird auf bestimmte Umgangsformen Wert gelegt. Jugendliche haben die Erwachsenen zu grüßen, Mützen sind bei Betreten des Clubhauses abzunehmen, und auf dem Platz gilt Handyverbot.

Konservativ? Vielleicht. Nur den Begriff elitär hört Sieveking nicht gern. "Standesdünkel gibt es nicht. Wir wehren uns dagegen, als Snobs zu gelten." Doch etwas Besonderes zu sein, dieses Gefühl eint die Falkensteiner von jeher. "Aber das", sagt Sieveking, "haben wir uns in 100 Jahren durch Leistung erarbeitet."